La Paz

10.09.2019
 Travelbohos

Wir nahmen den Bolivia Hop Bus um 18 Uhr von Puno nach La Paz (Dauer 4,5h). Nach einer Stunde standen wir vor einem Fluss, entsprechend mussten wir in ein Boot umsteigen, während der Bus den Fluss mit einer Fähre überqurte.

La Paz ist die höchstgelegene Verwaltungshauptstadt weltweit auf mehr als 3.500 Metern Höhe. Die spektakuläre Umgebung der Stadt kann bei einer Fahrt mit der Teleferico erlebt werden. La Paz ist einfach verrückt, die Stadt verläuft überall dahin, wo es Platz gibt. Lediglich die zwei Hauptstraßen versuchen ein wenig Ordnung in das Gewirr von steigenden und fallenden Straßen und Gassen zu bringen. Trotz der Seilbahn sind die Straßen total überfüllt und es wird wie wild gehupt.
Der Höhenunterschied zwischen den talabwärts gelegenen Stadtteilen und dem Stadtrand von El Alto am oberen Ende beträgt knapp 1000 Meter, was der größte Höhenunterschied innerhalb einer Stadt auf der Welt bedeutet. Zwischen der Höhenlage der Wohnviertel und dem sozialen Status existiert eine Beziehung. D.h. je höher die Lage, desto ärmer die Bewohner. Während in den tieferen Lagen Villen und Hochhäuser stehen, wohnen in El Alto Familien auf engstem Raum in Holzhütten.

Unterkunftstipp

Chez Juanvi: Apartment mit Küche, Wohn- und Schlafzimmer. Wer selbst kochen will, für den bietet sich dieses Apartment zu einem günstigen Preis super an. Die Waschmaschine kann ebenfalls genutzt werden und nur zwei Minuten entfernt befindt sich eine Teleferico Station.

Loki Boutique: Schönes Hostel, riesiges Zimmer, super Lage.

Noch ein kleiner Tipp zur Gepäckaufbewahrung: Wer wie wir einen Nachtbus gebucht hat und es keine Möglichkeit gibt das Gepäck in der Unterkunft zu lagern, dem können wir das Hostel Loki empfehlen. Die Lagerung ist hier kostenlos und außerdem ist es nah am Busbahnhof.

Restauranttipp

New Moti Mehal: Sehr gutes indisches Essen.
Cafe und Restaurant Higher Ground: Bietet neben Kaffee und Kuchen auch hervorragendes Essen. Unser Curry war jedenfalls super.

Teleferico

In La Paz darf eine Fahrt mit dem Teleferico natürlich nicht fehlen. Bisher kannten wir U- oder S-Bahn-Netze aus Großstädten, was in La Paz aufgrund der diversen Berge (U-Bahn) und Platzmangel (S-Bahn) nicht möglich ist. Daher eröffnete 2014 die erste Linie vom größte städtische Seilbahnnetz der Welt. Mittlerweile gibt es 11 Linien und weitere sind in Planung. Als wichtigste Verbindung gelten die Gondeln zwischen La Paz und El Alto. Das Ziel Arm und Reich miteinander zu verbinden, sowie die Straßen zu entlasten ist durch das Seilbahnnetz hervorragend gelungen. Jahrzehntelang war die Hauptroute zwischen beiden Städten eine Autobahn, die immer verstopfter, verschmutzter und lauter wurde.
Eine Fahrt kostet gerade einmal 3 Bolivianos (knapp 40 Cent), sodass auch die ärmeren Menschen die Teleferico nutzen können.
Für die Einheimischen ist die Aussicht vielleicht langweilig, für uns als Touristen beeindruckend. Xenia ist kein Freund von Seilbahnen, aber Stefan hätte stundenlang das ganze Seilbahnnetz abfahren können, um die Aussicht zu genießen. Um einen Überblick über die Stadt zu bekommen ist eine Fahrt einfach perfekt.

Red Cap City Center Tour

Die Kosten der Tour belaufen sich auf 20 Bolivianos (in Bolivien sind keine Free Walking Touren erlaubt, daher die kleine Gebühr).
• San Pedro Plaza / Prison
• Rodriguez Market
• Witches Market
• San Francisco Church / Plaza
• Plaza Murillo

Wir lieben diese Free-Walking Touren, die es mittlerweile in den meisten größeren Städten gibt. In der Regel sind die Touren kostenlos, was richtig cool ist. Bezahlt wird am Ende der Tour auf Spendenbasis, je nachdem was einem die Tour Wert war. In Bolivien kosten die Touren zwar eine kleine Gebühr, da kostenlose Touren nicht erlaubt sind, allerdings sind diese jeden Boliviano wert.
Bei der dreistündigen Tour haben wir einen ersten Überblick über die Stadt und sehr viele Infos bekommen. Wir trafen uns im Park vor dem Gefängnis San Pedro und erfuhren ziemlich krasse Fakten über dieses Gefängnis, welche wir vorher noch nie hörten. Es ist ein Gefängnis wie kein anderes auf der Welt. Ein kleiner Luxustempel für die Gefangenen, in dem sogar Kokain produziert wird. Tipp: Zu dem Gefängnis gibt es ein sehr interessantes Buch (Marschpulver), welches von einem Australier geschrieben wurde, der sich mehrere Monate in diesem Knast aufhielt und einen gefangenen Drogenschmuggler interviewte.

Weiter ging es zum Rodriguez Market, dem größten Lebensmittelmarkt in La Paz. Dieser ist jeden Tag geöffnet, jedoch ist am Wochenende am meisten los, da die Einheimische dann ihre Einkäufe tätigen. Der Markt ist voll von belebten Ständen mit frischem Gemüse, Obst, Fleisch und Meeresfrüchten. Besonders häufig finden sich auch Stände mit Kartoffeln, denn viele der 200 einheimischen Kartoffelsorten werden hier verkauft. Allgemein sind in Bolivien Supermärkte überbewertet, du bekommst auch alles auf der Straße bei einer Cholita zu kaufen. Manchmal schauen sie dich etwas grimmig an, aber wenn du mehrere Male bei ihnen eingekauft hast, gibt’s sogar was umsonst. Diese Frauen, mit ihrer kunstvoll gestalteten Kleidung, sind schon eine Faszination für sich. Wir haben uns immer riesig über ihren Anblick in Peru und Bolivien gefreut. Sie muss man einfach gernhaben, wenn man zu Gast in diesen Ländern ist.
Da wir sie so lieben gibt es 10 Fakten über die Cholitas:
1. Cholitas sind Frauen aus indigenen Völkergruppen, die aus Bolivien und Peru stammen.
2. Ihre Kleidung ist ihr absolutes Markenzeichen - ein bunter, weiter, knöchellanger Pollera-Überrock - manchmal mehrere Lagen übereinander, Schultertuch, Schürze und Bluse.
3. Die Kleidung stammt übrigens aus Europa. Es gibt mehrere Aussagen wie sie an die Frauen gelangten. Eine davon besagt, dass die Hüte in den 1920 Jahren vorwiegend für Männer entworfen und nach Südamerika importiert wurden. Doch meist zu klein angefertigt oder einfach nicht gemocht wurden. Somit blieben sie auf der Strecke, bis man auf die Idee kam die Bowlerhüte an arme Frauen zu vermarkten. Selbst den Cholitas ist er manchmal noch zu klein.
4. Unter ihrem Hut dürfen ihre langen geflochtenen und miteinander verbundenen Zöpfe nicht fehlen. Je länger die Haare desto weiser ist sie.
5. Eine Cholita ist besonders sexy, wenn sie stämmige Waden hat. Hatte sie Interesse an einem Mann, zeigte sie ihm früher als erstes ihre Waden.
6. Eine muskulöse Cholita weist auf ihr Durchhaltevermögen und Stärke hin, man muss sich vorstellen, dass diese Frauen oftmals in den Bergen mit einer Menge Gepäck unterwegs sind.
7. Viele tragen ihre Produkte in einem bunten Tuch auf dem Rücken.
8. Zu früheren Zeiten wurde die Mode der Cholitas diskriminiert und verschmäht. Heute gilt sie wieder als angesehen und wird überall angeboten.
9. Das einfache Wort Chola, was damals mit einer Cholita verbunden wurde, ist heutzutage ein Schimpfwort. Gesetzlich ist es Verboten dieses Wort auszusprechen, da es als schlimme Beleidigung gilt.
10. Viele Menschen in La Paz haben Ihre Stamm-Cholita, bei welcher sie Lebensmittel, Hygiene Artikel u.v.m. kaufen

Als Nächstes besuchten wir den Hexenmarkt (Mercado de las Brujas), wo noch alte Traditionen gepflegt werden. Es werden Talismane, Figuren zum Bleigießen, Zauberkräuter, Embryos von Lamas, Weihrauch und allerlei mehr kurioses angeboten. Ebenfalls gibt es hier jede Menge Coca Blätter gegen die Höhenkrankheit. Es liegt in der Tradition der Aymara Indianer, Pachamama (Göttin, die Mutter Erde erschaffen hat und Leben schenkt) zu huldigen und sie mit kleinen Opfergaben und Ritualen gnädig zu stimmen. Entsprechend können hier viele Opfergaben gekauft werden und gegen jedes Wehwehchen ist was Vorhanden. Wer ein Haus baut, sollte sich ein Alpaka Fötus aufhängen, so möge Pachamama dem Heim Glück bereiten.

Vor der San Francisco Church machten wir auf dem sehr belebten Platz halt. Hier tummeln sich viele Schuhputzer und Verkaufsstände aller Art. Die Kirche ist eines der wichtigsten und historischsten Wahrzeichen von La Paz. Die Außenmauern der Kirche sind mit Schnitzereien einheimischer Symbole wie Schlangen, Drachen, tropischer Vögel und Maskenfiguren verziert. Eine zeitgenössische Statue im oberen Teil soll die Tiwanaku, Inka und die modernen Kulturen Boliviens ehren. Auf der anderen Seite des Platzes befindet sich ein riesiger Indoor Markt, wo wir eine leckere traditionelle Kartoffelspeise und einen Ultra Multivitamin zu uns nahmen.

Zu guter Letzt besuchten wir den Plaza Murillo, das Zentrum der Stadt und gleichzeitig auch Regierungssitz. Neben hunderten Tauben machten wir es uns auf einer Treppe gemütlich und begutachteten die Gebäude rund um den Platz. Hier findet man die schönsten Bauwerke von La Paz. Dazu gehören der Regierungspalast, der von Soldaten in Uniformen aus dem 19. Jahrhundert bewacht wird, das Parlamentsgebäude und die Kathedrale.

Wie ihr seht, bietet sich die Tour bestens an, um einiges über das verrückte La Paz und Bolivien zu lernen.

Red Cap Extended City Tour and Cholita Wrestling

Kosten: 200 Bolivianos pro Person.
• Cementerio General
• El Alto Market
• Schamanen Straße
• Cholita Wrestling

Unsere beiden Guides waren locker drauf und hatten einige interessante Infos parat. Zuerst gingen wir zur Cementerio General. Kaum vorstellbar, aber hier haben 200000 Menschen Platz. Interessant war die Info, dass jedes Grab fünf Jahre bleibt mit einer Verlängerungsoption um weitere drei Jahre. Das Gelände ist wirklich riesig und zugleich ein interessanter Ort. Wie passt Streetart und ein Friedhof zusammen? Genau das Zeigt sich in La Paz. Jedes Jahr kommen internationale Künstler und malen ihre Graffitis an die freien Grabwände des Friedhofs. Natürlich ist es ein Ort der Ruhe und Trauer, aber aus unsere Sicht bringen die Zeichnungen Hoffnung und Freude, denn in jedem Schicksal steckt auch eine Zukunft voller Hoffnung und Freude. Übrigens ist es ein Brauch die Totenschädel verstorbener Familienmitglieder zum Totenfest „Día de los Muertos“ mitzubringen. Sie werden mit Blumen und Cocablättern geschmückt, in Glaskästen aus dem Haus getragen und gefeiert. Dies soll der Familie Glück bringen.

Weiter ging es mit der Teleferico hinauf nach El Alto. Dort findet jeden Donnerstag und Sonntag der größte Markt Südamerikas, wahrscheinlich auch der größte weltweit, statt. Über 5 Quadratkilometer erstreckt sich dieser Freiluftmarkt. Es gibt einfach alles zu kaufen, egal ob neu, gebraucht oder geklaut. Elektronik, Klamotten, Essen, Autos, Tiere, Werkzeug usw. Laut unseren Guides ist hier größte Vorsicht vor Taschendieben geboten. Wir mussten unsere Taschen leeren und unseren Rucksack auf die Brust schnallen. Sie meinten, es kommt vor, dass Menschen sogar angespuckt werden, um sie so unaufmerksam zu machen und schwupp sind die Wertsachen weg. Wahrscheinlich finden sich diese an irgendeinem Stand auf dem Markt wieder. Wir liefen über den Markt und gelangten zu der „Schamanen Straße“. Hier gibt es für jeden Wunsch einen Zauber und Wahrsager.

Zum Abschluss besuchten wir das Cholita Wrestling, welches ebenfalls donnerstags und sonntags stattfindet. Zuerst zeigten die Männer ihre Show, aufregender wurde es bei den Frauen mit ihren traditionellen Cholita Kleidern und ihrer grandiosen Darbietung. Tatsächlich gab es, wie bei den „richtigen“ Wrestlern jede Menge Action und das Publikum wurde aufgefordert zu applaudieren oder pfeifen. Auf jeden Fall eine amüsante Angelegenheit, wenn auch mit der Zeit etwas langweilig und übertrieben.

Death Road Bike Tour

Die Death Road bei La Paz heißt eigentlich „Yungas Road“ und galt als gefährlichste Straße der Welt. Bis 2007 starben hier laut Schätzungen jährlich 200-300 Menschen, nicht umsonst trägt sie den Beinamen Todesstraße. Die zahlreichen Kreuze am Straßenrand, die die Unfallstellen markieren, untermauern die Gefährlichkeit der Straße.
Mittlerweile ist aus der Death Road eine Touristenattraktion geworden, da eine neue asphaltierte zweispurige Straße gebaut wurde. Nun geht es für Wagemutige mit Mountainbikes von über 4700 Metern 64 Kilometer die Todesstraße hinunter auf gut 1000 Meter.
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen und buchten die Death Road Bike Tour mit Gravity Bolivia, die der beste Anbieter für die Tour sind. Sie verfügen über eine eigene Werkstatt, wo jedes Fahrrad am Tag nach der Tour gecheckt wird (die Fahrräder sind also nie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Einsatz). Ebenfalls handelt es sich um hervorragende Bikes, speziell für die Downhill Abfahrt. Für uns hat sich der vergleichsweise höhere Preis gelohnt, denn wer will bei so einer Strecke schon ein Risiko eingehen, was das Material angeht.

Am Startpunkt La Cumbre auf 4700 Metern schlotterten Xenia bereits die Knie. Sie nutzte als Einzige das komplette Paket aus Helm, Handschuhen, Hose, Jacke und Knieschoner. Bevor es losging, gab es noch ein Ritual, bei dem jeder einen Schluck oder Tropfen hochprozentiges trinken und etwas über das Vorderrad schütten sollte.

Es konnte losgehen. Doch bevor es auf die Death Road ging, standen die ersten 22 Kilometer auf einer kurvenreichen asphaltierten Straße zwischen den Berggipfeln an. Hier konnte man mit richtig Speed hinunterheizen. Jeder in seinem Tempo, denn ein Guide fuhr vorne und einer ganz hinten. Am ersten Halt war von Xenia weit und breit nichts zu sehen, ihre Bremsen liefen heiß, doch sie kam nach kurzer Zeit im Schlepptau mit dem Guide an. Wir legten eine kurze Pause ein, hatten Zeit für Bilder und konnten die Landschaft genießen. Unser Guide zeigte uns einen ausgebrannten Bus, der hier vor mehreren Jahren einige hundert Meter den Abhang hinunter gestützt war.

Am Eingang zur Death Road wurden nochmal 50 Bolivianos pro Person fällig. Nun kam der schwierige Teil der Abfahrt, bei dichtem Nebel ging es über die enge Schotterstraße hinab. Es war ein krasses Gefühl, wenn man nach links schaut und es 400 Meter den Abhang hinuntergeht. Allerdings hatten wir zu keiner Zeit das Gefühl in Gefahr zu sein. Auf der rechten Seite konnten wir riesige Felsvorsprünge und Wasserfälle beobachten. Wichtig ist sich nicht zu überschätzen und konzentriert zu bleiben.
Die Landschaft konnten wir während den zahlreichen Stopps bestaunen, doch leider mussten wir uns im oberen Teil durch Nebel und Wolken kämpfen, sodass wir dort nicht allzu viel sahen. Die Guides wiesen uns bei den Pausen immer auf die Gefahren des nächsten Abschnittes hin und gaben Tipps, wie und wo wir am besten fahren sollen.

Gegen Ende der Fahrt wurde es immer heißer und staubiger, aber auch klarer. Wir hatten jetzt super Sicht und konnten endlich die Natur um uns herum genießen. Unten in Yolosa auf 1100 Metern angekommen, waren wir müde, aber natürlich umso glücklicher die Death Road überwunden zu haben – ein unglaubliches Erlebnis. Unterhalb des Dorfes fuhren wir zum La Senda Verde Animal Refuge, wo wir uns am Pasta- und Salatbuffet stärken konnten. Wir konnten dort noch ein wenig entspannen, natürlich ließen wir es uns nicht nehmen die geretteten Tier, die im Refuge beheimatet sind, kennenzulernen. 

Valle de la Luna

Nicht weit von La Paz entfernt befindet sich das Valle de la Luna (auch als Mondlandschaft bekannt). Wir entschieden uns für ein Taxi, das uns für 120 Bolivianos hin und zurückfuhr. Der Eintritt in das Valle de la Luna beträgt 15 Bolivianos pro Person. Im Mondtal könnt ihr tausende Felsen, Felsspalten und Erdhügel erkunden. Regenfälle und Temperaturschwankungen ließen diese Formationen entstehen. Es gibt einen schönen Rundweg, für den wir eineinhalb Stunden (mit vielen Pausen) benötigten. Insgesamt haben wir uns die ganze Landschaft größer vorgestellt und nicht so dicht besiedelt. Es grenzen doch einige Häuser an das Valle de la Luna. Es war sicherlich kein Highlight unserer Reise, aber wer ohnehin in La Paz ist, dem können wir diesen Halbtagesauflug durchaus empfehlen.

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