Jaipur- die rosarote Stadt

26.02.2018
 Travelbohos

Jaipur darf auf einer Reise durch Rajasthan nicht fehlen, denn sie ist die Hauptstadt des indischen Bundesstaats und hat viel zu bieten. Rajasthan hat drei Millionen Einwohner, was für Indien im Verhältnis zu anderen Städten (New Delhi 25,7 Mio. u. Mumbai 18,4 Mio. Einwohner) ziemlich wenig ist. Jaipurs Altstadtviertel wird „Pink City“ genannt, weil es dort einheitlich rosafarbene Gebäude gibt. Die Häuser wurden 1876 vor dem Besuch des Kronprinzen Albert Eduard, Prince of Wales, in rosarot angestrichen, weil sie eine traditionelle Farbe der Gastlichkeit Rajasthans ist. Wie verrückt ist das denn bitte :D dachten wir, als wir die Story hörten... doch Indien ist einfach alles, außer gewöhnlich.

Willkommen im indischen Zuhause

Aufgeregt sprangen wir aus dem noch rollendem Zug (mit Backpacks wohlgemerkt) direkt in die Arme von Vinnie und Preti. Wir konnten unser Glück kaum fassen, so schnell auf die Gastfamilie zu treffen, ohne lange Sucherei. Zwei freundliche, bunt gekleidete Schwestern fragten, ob wir Xenia und Stefan seien. Jackpot. Die Beiden mussten sogar eine Stunde länger am Bahnhof warten, weil der Zug, wie so oft in Indien, Verspätung hatte. Wir liefen mit ihnen zum TukTuk und waren sehr froh an ihrer Seite zu sein. Preti erklärte uns, dass India Someday eigentlich geplant hatte, dass wir bei ihr unterkommen. Doch leider hatte sie wegen einer indischen Hochzeit volles Haus und würde uns gerne bei ihrer Familie unterbringen. Erst dachten wir, es handelt sich um ein gewöhnliches Haus, in dem wir ein Zimmer bekommen. Doch die Familie betreibt, wie Preti auch, ein Homestay. 

Somit landeten wir erst mal im traditionell indischen Wohnzimmer in Mamas Armen. Nun trudelten so langsam die beiden Männer der Familie, Papa und KP (wird von Vinnie auch gerne Monkey genannt), ein. Sein richtiger Name konnten wir uns leider nicht merken. Zusammen tranken wir einen leckeren Chai Masala und sie weihten uns über Jaipur, Indien, ihr Homestay, Essen, über Hindus und in das Familienleben ein. Ein Stockwerk höher ging es auf das Zimmer, wir liefen durch ein weiteres großes Wohnzimmer, welches für Gäste bestimmt ist. Unser Zimmer war zwar klein, aber fein und gemütlich. Auf Anhieb fühlten wir uns sehr wohl und freuten uns noch mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. 

Abends zeigten sie uns sogar, wie ein indisches Gericht zubereitet wird. Doch leider waren wir so in das Gespräch mit Vinnie vertieft, dass wir so einiges was KP vor uns hinzauberte verpassten. Stefans Freund (vom Bahnhof), mit dem wir uns eigentlich noch Treffen wollten, mussten wir erst mal um einen Tag vertrösten, denn wir konnten nicht einfach so gehen. Er war daraufhin ein wenig sauer. 
Das Essen war sehr köstlich, es gab Rotis, Blumenkohl, Dahl...jedoch war es wie immer viel zu viel. Zum Nachtisch bekamen wir noch ein paar indische Karamell Spezialitäten. 
Wir fielen sehr müde ins Bett und waren froh, dass wir ein wenig Ruhe bekamen.

Sightseeing in der rosa Stadt Tag 1

Morgens servierte uns Vinnie auf der Dachterrasse das Frühstück. Wie von KP am Vortag versprochen, stellte er mit uns einen Sightseeing-Plan auf, damit wir startklar für Jaipur sind und das wichtigste in kurzer Zeit sehen können. Der Tuk Tuk Fahrer stand pünktlich vor dem Haus und nahm uns für 1000 Rupie einen ganzen Tag lang mit.

Jal Mahal Wasserpalast

Bevor es so richtig los ging, mussten wir auf KP´s Empfehlung hin einen echten Jaipurer Lassie trinken gehen. Deshalb war unser erster Stop in einem der besten Lassie Cafés der Stadt und wir wurden nicht enttäuscht. Er schmeckte uns vorzüglich. Was ist ein eigentlich ein Lassie? Ein in Indien sehr beliebtes Joghurtgetränk, es wird entweder naturell oder in verschiedenen fruchtigen Geschmacksrichtungen serviert.
Wir starteten die Sightseeingtour mit dem Wasserpalast, den wir nur von der Ferne betrachten. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann sich mit einem Boot hinfahren lassen, um ihn zu besichtigen. Der See wurde 1610 von Menschenhand aufgestaut und ist nur bis zu 4,5m tief. Um den See herum befinden sich Berge und die Stadt. Das Jal Mahal, welches vorwiegend als Jagdschloss diente, wurde erst 1750 erbaut. Hier fiel uns auf, dass im Wasser ziemlich viel Müll lag. Wasservögel saßen zwischen diesem, was kein schönes Bild abgab. Wie ihr es schon ahnen könnt, hat Indien in den meisten Städten und Dörfern ein großes Müllproblem. Viel zu viel wird einfach auf die Straße geworfen, wo es ewig liegen bleibt oder von den Tieren, meist den Kühen, gefressen wird. Die Kühe werden dadurch oft krank, sogar ihre Körperform verändert sich, weil sie das Plastik nicht mehr aus dem Körper bekommen. Wir verweilten kurz und betrachteten den, trotz des Mülles, schönen See, bevor es weiter zum großen Amber Ford ging.

Amber Fort

Schon von Weitem sah der Amber Fort gigantisch und sehr prächtig aus. Begrüßt wurden wir von Ziegen und Affen, die es sich hier gemütlich machten.
Amber, welches im Aravalligebirge circa 11 km von Jaipur entfernt liegt, gehört heute mit seinen 25.000 Einwohnern zu Jaipur. Sie ist eine der meistbesuchten Städten in Rajasthan. 
Der Amber Fort wurde 1590 von einem Feldherrn des Großmoguls Akbars als Fürstenpalast erbaut. Jaipur wurde erst später um 1730 gegründet. Der Spiegelsaal gilt als besonders sehenswert, dieser ist im bengalischen Stil mit ganz vielen kleinen Spiegeln dekoriert.
Von allen Seiten des Palastes werden tolle Aussichten auf das Umland, die Berge und die Stadt mit seinen Häusern und Tempeln geboten. Mehrere Brückenmauern auf den Hügeln erinnern an die Chinesische Mauer. Ein Gang/Tunnel führt übrigens noch zur Festung des Jaigarth Forts, welcher sich oberhalb des Amber Fords befindet. Der Amber Fort mit seiner großen Festung faszinierte uns und ließ uns mal wieder über die Architektur Indiens ins Staunen versetzen.
Was uns nicht gefallen hat, dass Elefantenreiten praktiziert wurde. Die armen Elefanten mussten in praller Hitze faule Touristen die kurvigen Pflastersteinwege hochschleppen… Sieht natürlich wahnsinnig toll aus und auf so einem gigantischen Tier zu sitzen macht sich bestimmt super für ein gutes Urlaubsbild - für uns reinste Tierquälerei!

King Palace

Weiter ging es zum Königspalast, der früher Residenz der königlichen Familie war und mittlerweile zum Museum umgewandelt wurde. Viele Bilder der Vergangenheit schmücken die Wände und ließen uns erahnen, wie damals hier geherrscht wurde. Die Bilder zeigten unter anderem die königlichen Besuche aus Europa im prachtvollen Thronsaal. 
Gewänder, Waffensammlungen, Elefantensessel vom aller feinsten und kostbare Schätze, werden im Museum ausgestellt. Schade, dass im schönsten aller Räume, im Thronsaal, nicht fotografiert werden darf.
Übrigens befinden sich rund um den Königspalast gleich mehrere Sehenswürdigkeiten. Von hier aus erreicht man den Chanta Manta und den Windpalast in wenigen Minuten. Der Chanta Manta, welcher besonders bei Astronomie und Mathematik Fans sehr beliebt ist, mussten wir leider von unserer Liste streichen, da zu viel auf dem Tagesprogramm stand.

Hawa Mahal Windpalast

Die Geschichte des Windpalastes besagt, dass für die Dame des Hofes 953 Fenster erbaut wurden, damit sie das Treiben der Stadt beobachten konnte, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Ein sagenhaftes Gebäude, welches wir schon länger bildlich im Kopf hatten und unbedingt in Indien sehen wollten. Nun war es endlich soweit. Anders als die anderen Gebäude, die wir an diesem Tag angeschaut hatten, lag der Windpalast direkt an einer vollkommen chaotisch befahrenen Straße. Es war kaum Platz um Fotos zu machen, daher rannte Xenia, etwas wagemutig mit der Kamera über die Straße, um ein gutes Foto hinzubekommen. Es hat sich gelohnt, mitten auf der Straße oder vom gegenüberliegenden Café ließen sich super Bilder machen. Von innen wollten wir den Windpalast nicht mehr anschauen, weil uns an diesem Tag alles zu viel war, somit ging es für uns zur letzten Station der Jaipur Citytour.

Birla Mandir Hindu Tempel

Wir besuchten einen für Vinnis Familie wichtigen Hindutempel. Er sah prächtig aus und trohnt direkt unterhalb des MotiDungari Hill. Er wurde den Hindu Göttern Vishnu und Lakshmi gewidmet. Die Schuhe wurden vor dem Eingang abgegeben, wie es in den meisten Tempel üblich ist und wir traten ein, schauten uns das Gebäude von außen und kurz von innen an. Jedoch wollten wir die Gläubigen nicht bei ihren Anbetungen stören. Wir setzten uns draußen kurz auf die Treppe und verweilten, erblickten ein schönes Mandala und träumte vor uns hin. 
Der Fahrer meinte, es gibt in der Nähe noch einen anderen Tempel, den wir auch noch mitnehmen sollten. Also gut, wir beschlossen dort auch noch kurz vorbei zu schauen, obwohl es uns jetzt wirklich endgültig reichte. Ein kurzer Blick genügte und wir fuhren zurück zu unserer lieb gewonnenen Familie.

Wir waren sehr hungrig, weil das Mittagsessen ausblieb, und waren schon sehr gespannt auf die nächste indische Mahlzeit, die uns diesmal Vinni und Mama zubereiteten.
Stefans Freund hatte sich in der Zwischenzeit leider nicht mehr bei uns zurückgemeldet, so viel das Treffen leider ins Wasser.
Nachdem wir sehr fein gespeist hatten, ruhten wir uns aus. Ach ja und Xenia gönnte sich noch eine Spezialmassage von einer Freundin des Hauses. Eine ältere, winzige Dame mit zornigem Blick stand plötzlich vor ihr. Erst hatte Xenia wirklich etwas Respekt, aber sie war ganz freundlich, dennoch sehr kräftig in dem, was sie tat. Doch es war wirklich eine gelungene Massage. 

Sightseeing Tag 2

Galtaji Monkey Tempel

Nach dem leckeren Frühstück auf dem Balkon wurden wir wieder von unserem persönlichen TukTuk Fahrer abgeholt, um zum Affen-Tempel zu fahren. Galtaji Tempel ist ein von Menschen aus aller Welt besuchter Pilgertempel. Besonders ist die natürliche Quelle, die in den Tempel in mehrere Becken geleitet. Er liegt 10km von Jaipur entfernt und die Fahrt dorthin, war wie jede Fahrt durch die Straßen Indiens reinstes Kino. 
Wie wir es von anderen asiatischen Tempelanlagen her kannten, gab es auch hier, wie auch der Name schon sagt, jede Menge freche Affen, die gerne an einem hochkletterten, um sich mit leckeren Erdnüssen füttern zu lassen. Von Anfang an folgte uns ein Localguide, der ein wenig Geld verdienen wollte. Es war uns aber ganz recht, denn alleine hätten wir uns nicht so nah an die Affen rangetraut, weil diese mit Vorsicht zu begegnen sind. Nachdem wir die Affen begrüßt hatten, ging es in den ersten Tempel, dort bekam Xenia von einem Mann in weißer Kleidung einen Bindi Tropfen auf die Stirn gemalt. Ursprünglich ist dies ein Hinduzeichen, der verheirateten Frau und soll das Ehepaar beschützen. Er zeigte früher auch an, ob eine Frau verheiratet ist. Heute tragen auch unverheiratete Frauen und sogar Kinder einen Bindi Punkt zur Dekoration und als Segenszeichen. 
 Es wird mit einer roten Pulverfarbe aufgemalt.Dieser Tempel fühlte sich ganz anders an als alle anderen, die wir jemals zuvor angeschaut hatten. Irgendwie sehr spirituell und mystisch, sowie die außergewöhnliche Lage, die uns beeindruckt hat. Hier werden einige Verehrungszeremonien (Pujas) abgehalten. Wir gingen weiter, eine Treppe, auf der überall Affen saßen, führte zu mehreren Heiligenwasserbecken. Dort wurde gerade eine rituelle Waschung von einigen Hindu-Frauen vorgenommen. 
Als wir noch mal die Affen bestaunt hatten, warfen wir einen kurzen Blick in den Tempel, in der eine weitere Zeremonie abgehalten wird. Stefan bemerkte am Schluss, dass sein Rucksack, auf der die Affen zuvor saßen total verkackt war…Das war natürlich sehr ärgerlich… Nachdem er es mit ein paar Taschentüchern gereinigt hatte, fuhren wir wieder zurück zu unserer indischen Gastfamilie

Besuch bei Preti und in Auntis Kleiderladen

Preti, bei der wir zuerst unterkommen sollten, meinte wir sollen unbedingt mal bei ihr vorbeikommen. Somit fuhren wir mit Gastvater, KP und Vinnie zu Preti ins Gästehaus. Dort wurden wir herzlich begrüßt und mit Chai und anderen Leckereien verwöhnt. Sie zeigte uns ihre Gästezimmer, stellte uns Gäste sowie ihren Mitarbeiter vor und ließ uns mit ihrem Schäferhund spielen. Leider konnten wir nicht lange bleiben, der nächste Termin stand bevor. Xenia wollte unbedingt noch traditionelle indische Kleidung kaufen, wenn sie sich schon keinen Sari leisten konnte. Vinnie kauft ihre Kleider meistens bei ihrer Aunti, wo sie uns auch hinbrachte. Aunti und ihr Mann zeigten uns, was sie alles auf Lager hatten.
Stefans Verzweiflung war ihm sichtlich anzumerken. Doch konnte er sich nicht gegen vier Leute, die anderer Meinung waren, behaupten. Xenia war sehr zufrieden mit ihrer Ausbeute in den Farben Rajasthans. 

Abschied

In wenigen Stunden ging unser Zug in den Westen nach Jaisalmer. Vorher verwöhnte uns Mama nochmal mit indischen Spezialitäten und stellte ein ordentliches Lunchpaket für die 12-stündige Zugfahrt zusammen.
Abschied zu nehmen fiel uns wie so oft schwer, weil es uns bei der Familie sehr gefallen hatte. Wir bekamen von Vinnie Hindubänder geschenkt „for good luck“ meinte Vinnie und gab Xenia noch eine Portion Armreifen und eine Packung mit Klebebindis mit.
Wir freuten uns und versprachen ihnen irgendwann wieder vorbei zu kommen, spätestens zu Vinnies Hochzeit, aber erst muss sie noch den richtigen Partner finden. 

Jaipur begegnete uns exotisch und voller bunter Eindrücke. Doch so wuselig, rasant und laut es draußen sein mag, im Homestay herrschte Harmonie und Ruhe. Wir waren mal wieder sehr dankbar über die besondere Zeit mit Einheimischen. Nun begann unsere Nachtzugpremiere, vor der wir schon ein wenig Herzklopfen hatten. 

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