Jaisalmer- die goldene Wüstenstadt

24.03.2018
 Travelbohos

Jaisalmer wurde 1156 geründet und galt als Hauptstadt des indischen Fürstenstaats Jaisalmer. 1818 fiel die Stadt in die Hände der Briten, bis die Indische Union entstand und die Herrschaft aufgelöst wurde. Jaisalmer liegt zusammen mit seinem Herzen, dem mittelalterlichen Fort, westlich am Rande der Thar Wüste an der Grenze zu Pakistan. Warum die Stadt die Goldene Stadt genannt wird, wurde uns schnell klar. Der gelbe Sand und der gelbe Sandstein, aus dem die Stadt erbaut wurde, verleiht dieser und ihrer Umgebung eine goldgelbe Färbung. Jaisalmer ist mit seiner mittelalterlichen Festung zum Weltkulturerbe ernannt worden.

Himmat Niwas Hotel im Jaisalmer Fort

Um 7:15 Uhr kamen wir mit zwei Stunden Verspätung in Jaisalmer an, unser Fahrer wollte für die Wartezeit natürlich entlohnt werden. Wir fuhren durch die noch leeren Straßen, es schien so, als würde die ganze Stadt noch schlafen, obwohl die Sonne schon längst aufgegangen war.
Als wir die riesige Festung des Forts vor uns sahen, staunten wir nicht schlecht. Der Jaisalmer Ford lag uns zu Füßen und hier mittendrin befindet sich unser Hotel. Kann uns bitte jemand kneifen, dachten wir in diesem Moment. 
Ein Glück, dass das Tuk Tuk mit unserem schweren Gepäck durch die engen Gassen des Fords passte, mit einem größeren Transportmittel hätten wir es nicht bis zum Hotel geschafft. Im Himmat Niwas Hotel angekommen, begrüßte uns ein junger Mitarbeiter an der Rezeption und bat uns noch ein Weilchen zu warten. Das Frühstücksrestaurant auf der Dachterrasse öffnet in einer halben Stunde, meinte er. Wir waren ziemlich müde von der anstrengenden Nachtfahrt, am liebsten wären wir gleich auf unser Zimmer gegangen. Doch Stopp, wir bekamen gar kein Zimmer für diesen Tag, weil uns eine Wüstensafari mit Übernachtung bevorstand. 
Als wir durch das schön dekorierte und kleine Hotel gingen, stand plötzlich die Australierin Tracy vor uns. Sie betreibt das Hotel zusammen mit ihrem indischen Mann. Wir sagen euch, Tracy muss man einfach ins Herz schließen. Eine offene und sagenhafte Persönlichkeit. Drei Köpfe größer als Xenia, blondes Haar und das typisch australische Organ. Immer wieder sang sie “OH MY LORD“ wenn ihr etwas verrückt vorkam. Xenia hätte sich stundenlang mit ihr unterhalten können, Tracy war sehr gesprächig und hatte tolle Geschichten auf Lager. Die Aussicht von der Terrasse aus war fabelhaft, wir sahen über den ganzen Fort hinweg. 

Fort Erkundung -Ford Palast

Auf Tracys Empfehlung hin, schauten wir uns nach dem Frühstück den Fort Palast, etwas unterhalb des Hotels, an. Die Audio-Guide-Besichtigung mit spannender Geschichte und einen weiteren grandiosen rundum Ausblick über den Fort hat sich gelohnt. Wen die spannende Geschichte des Forts interessiert, kann im Internet recherchieren, wir hätten sie euch gerne erzählt, doch es würde den Rahmen sprengen... Danach schlenderten wir durch die mittelalterlichen Straßen der Festung. Überall ließen wir schöne Havelis auf uns wirken. Wir überlegten danach, ob wir noch den Tempel anschauen sollen, doch unser Hunger hat gesiegt. Somit zog es uns in ein tolles Dachrestaurant, in dem es leckeres Essen mit Ausblick gab. Danach mussten wir zurück, um das Gepäck für die Safari zu richten.

Wüstensafari- Sleeping under the Stars

Wir hatten keinen Schimmer, was uns bei einer Wüstensafari mit Übernachtung unter dem Sternenhimmel, welche vom Hotel organisiert wurde, erwartet. Wir wussten nur, dass Isabell davon geschwärmt hat. Wie und wo wir genau schlafen werden, stand für uns noch in den Sternen.
Um circa 14 Uhr ging es los. Wir waren zu viert, Karen und Matt aus New York waren noch mit an Bord. Zusammen liefen wir den Ford hinunter und stiegen in einen Jeep. Dort wurden wir von den zwei netten Guides begrüßt. Einer davon, ein sehr junger Mann, stellte sich mit dem Spitznamen „Camel“ vor.
Mit dem Jeep ging es zuerst in eine Art indisches Beduinen Dorf. Dort lernten wir Camels und eine weitere dort lebende Familie kennen. Wir besuchten eine Familie mit fünf Kindern. Die Kinder saßen halb nackt auf dem Boden und spielten im Dreck. Die Küche hatte kein Dach, dort saß die Mutter auf dem staubigen Boden und kochte. Die Kinder aßen nebenbei ihr Chapatibrot, wenn es ihnen nicht von der Ziege, die ebenfalls in der Küche stand, geklaut wurde. Wir mussten etwas schlucken, in welchen Verhältnissen die Familie lebt. Die Hütten sahen trotz ihres Zustands von außen sehr schön aus, sie wurden mit bunten Farben bemalt. Das Baby war an den Augen schwarz geschminkt worden, dies fiel uns während unserer Reise durch Indien immer mal wieder auf. Dies ist ein Brauch, der die Augen vor Infektionen schützen soll, die Augen attraktiver macht und vor bösen Geistern schützt, so der Volksglaube. 
Gerne hätten Karen und Xenia noch länger mit den Kindern und dem süßen Baby gespielt, doch wir wurden zum Chai trinken, in die Küche von Camels Mutter gerufen. Sie sprach mit uns indisch, was wir natürlich fabelhaft verstanden und reichte uns die heißen Chai´s herüber. Wir alle saßen in der Hütte, weil sie zum Stehen zu nieder war. Es ist hier üblich, auf dem Boden zu speisen. Immer wieder kam eine Ziege hereinspazierte, doch sie wurde von Camels Schwester jedes Mal vertrieben. Seine 12-jährige Schwester gesellte sich zu uns und wechselte ein paar Worte in Englisch mit uns. Sie war ein sehr freundliches und neugieriges Mädchen. Xenia schenkte ihr zum Abschied noch einen Armreifen, sie war so dankbar darüber, dass sie für Karen und Xenia ihre Haarspangen opferte. Sie wollte diese eigentlich gar nicht, durften sie aber nicht ablehnen. Dankend nahmen sie die Spange entgegen und schlenderten voller bunter Eindrücke zu den Kamelen, wo Camels Vater, Camel, Matt und Stefan bereits sehnsüchtig auf die Frauen warteten, die natürlich noch mit ihrer Kamera beschäftigt waren.

Kamelritt in dieThar Wüste

Jetzt stand der einstündige Kamelritt bevor, Tiger, Alpaccino, Carlo Ferrari und Michael waren gesattelt und somit startklar. Es war uns etwas bange um die Kamele, doch der Ritt ging nicht allzu lange und die Kamele sind die Wüste und die Sonne gewohnt. 
Es war ein schöner Ritt durch die karge Landschaft. Olivenbäume, Wurzeln und Sträucher wurden von uns umritten. Alle hintereinander her, wie eine Karawane. Irgendwann sahen wir die Sanddünen, wie sie sich häuften und immer mehr wurden. Es war zwar keine allzu große Wüste, wie wir sie beispielsweise aus Ägypten und Namibia kannten, doch trotzdem herrlich anzuschauen.
Die Männer waren glücklicher denn je, als sie endlich wieder vom Kamel herunterkamen, weil es ziemlich unbequem für sie war. Karen und Xenia hätten länger durchgehalten, doch es hat gereicht, auch wenn es ein schöner Ritt war.

Wüstenküche und Sonnenuntergang

Als ob sie geahnt hatten, dass wir Hunger bekamen, wurde für uns das Essen von Camel und und Rohit zubereitet. Es gab frittierten Blumenkohl als Vorspeise, wir konnten nicht genug davon bekommen.
Danach zog es uns zum Fotografieren auf die Dünen, denn der Sonnenuntergang kündigte sich an. Tracy predigte uns am Morgen extra noch, dass dieser sehr schnell vorbeigeht und wir vorher überlegen sollten, was wir für Posen machen wollen. Als wir auf den Dünen saßen und lustige Figuren mit unseren Körpern machten, kamen aus dem Nichts drei Hunde und legten sich zu uns. 
Als die Sonne unterging, gesellten wir uns ans Lagerfeuer und aßen die Hauptspeise, es gab Chapati mit Dahl, Blumenkohl, Kartoffeln und Reis, was für die Wüstenverhältnisse auch gut geschmeckt hat. Danach sprachen wir mit allen übers Reisen, unser Leben in der Heimat und Indien. Karen und Matt machten ebenfalls eine Weltreise und waren als Volunteers in Nepal bei Kindermönchen unterwegs, sie hatten viel Spannendes zu erzählen. Unsere vier indischen Guides fingen plötzlich an für uns zu singen, was ziemlich cool war. Nach zwei, drei Liedern in Hindi, wurden wir nach Liedern aus unserer Heimat gefragt...oh nein dachte wir, uns fiel spontan kein Gutes ein. Karen und Matt sangen ein jüdisches Lied, weil beide Juden sind. 
Als die Betten für uns hergerichtet wurden, konnten wir fast unseren Augen nicht trauen. Es gab keine Zelte, lediglich Stellbetten mit dicken Schlafsäcken, sodass wir unter freiem Himmel lagen. Wie schön ist das denn, dachten wir uns. Wir duften sagen, wo wir am liebsten unsere Betten, im größten Hotel der Welt mit 5 Millionen Sternen, stehen haben wollten. Freie Platzwahl in der Wüste, mit dem besten Kino weltweit, dem Sternenhimmel. Wir glaubten noch nie zuvor so viele Sterne und Sternschnuppen gesehen zu haben. Irgendwann schliefen wir tief und fest ein.

Sonnenaufgang

Am nächsten Morgen küsste uns die aufgehende Sonne wach und leuchtete in ihren warmen Farben. Xenia stand als Erste auf und begrüßte die Kamele, die schon am Fressen waren. In dem warmen Schlafsack und mit den 5 Decken war es immer noch etwas kalt, doch trotz allem haben wir gut geschlafen. 
Bald schon wurde uns das Frühstück serviert, es gab Toast, Marmelade, Äpfel und alle freuten sich ganz besonders über den Chai. Wir wurden gefragt, ob wir mit den Kamelen zurückreiten oder lieber mit dem Jeep fahren wollen. Alle wählten das Letztere, weil wir ziemlichen Muskelkater vom gestrigen Ritt hatten.

Rückkehr

Zurück im Fort, fragten Matt und Karen, ob wir nicht Lust hätten, sie mittags bei einer Führung zu begleiten, sie hätten da einen netten Guide, der uns nicht viel kosten würde. Wir waren ziemlich kaputt und wollten erst mal etwas entspannen, doch sagten für später zu.
Bei unserer Rückkehr ins Himmat Niwas nahm uns Tracy in die Arme und wollte wissen, wie es für uns war. Wir schwärmten von den lieben Guides und dieser schönen Erfahrung: "mitten in der Wüste unterm Sternen Himmel zu übernachten". Endlich durften wir das Zimmer beziehen, denn wir blieben noch eine weitere Nacht in Jaisalmer. Es war wundervoll, bisher hatten wir kein so schönes und großes Hotelzimmer, sogar mit luxuriöser Badewanne und schönem Erkerbalkon. 

Jaisalmer Tour mit Annu dem Localguide

Nach einer kurzen Pause stand unser Guide Annu schon bereit und begrüßte uns herzlich. Wir liefen mit ihm aus der Festung heraus durch die Straßen Jaisalmers. Er zeigte uns die schönen Havelis, die ehemaligen palastartigen Häuser der reichen Kaufleuten, mit ihren traditionellen Merkmalen. Er erklärte uns, dass wenn wir an den Häusern Sträuße mit Chilis sehen, diese böse Dämonen fernhalten sollen.
Wir gingen in einen Stoffladen, dort präsentierten uns zwei Junge Verkäufer Hunderte aus Patchwork aneinander genähten Decken und Kaschmire-Schals. Am liebsten hätten wir uns einen ausgesucht, aber es war uns schlichtweg zu teuer. Karen und Matt schlugen zu und ließen das ganze gleich nach New York verschiffen. 
Als wir durch die Straßen liefen, waren wir wieder einmal umzingelt von Kühen, die bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Müll fressen waren. Jeder, der durch die Straßen Indiens lief, ist bestimmt schon mal in einen Kuhfladen getreten, Xenia erwischte es an diesem Tag gleich zweimal. Wir besichtigten noch mehrere Gebäude, zu denen uns der Guide Infos gab. Danach ging es in einen bekannten Antiquitäten Laden. Es war toll, die vielen Schätze anzuschauen. Wir entdeckten einige Statuen der Hindugötter, er erklärte uns wie sie heißen und ihre Hinduistische Bedeutung. Lakshmi, die Göttin des Geldes. Hanuman, eine hinduistische Gottheit mit der Gestalt eines Affen. Krishna, hält immer eine Flöte in der Hand, Xenia dachte, es sei eine Frau, weil er etwas feminin dargestellt wird.
Bei allen kündigte sich mal wieder der Hunger an, somit fuhren wir zu sechst im engen Tuk Tuk in ein Restaurant und aßen dort Thali, dies ist eine Platte zusammengestellt aus verschiedenen, regionalen Bestandteilen. In kleinen Metallschällchen wurde uns Gemüse, Currys, Joghurt, Chutney, ein gelbes süßes Dessert Sößchen, Chapati und Nan serviert. Es hat uns super geschmeckt. Gestärkt ging es zurück in die Fort. Die Tour mit Annu hat uns übrigends super gefallen. Falls ihr selbst einmal in Jaisalmer seid, können wir euch gerne seine Kontaktdaten geben.

Die schönste Aussicht auf den Fort

Zum Sonnenuntergang sind wir in ein Restaurants namens "The Kaku" gegangen. Tracy versicherte uns zuvor, dass man von dort  die schönste Sicht auf den Jaisalmer Fort hat und den Sonnenuntergang hat. Die Location war fabelhaft und sehr romantisch, das Essen göttlich. Wir aßen eines unserer indischen Lieblingsgerichte Butter Masala mit Reis und Naan Brot. Was wollten wir mehr.

Weiterreise mit Verspätung

Nach langen Gesprächen übers Reisen, Kambodscha, Australien, Indien und das Leben verabschiedeten wir uns von Tracy und fuhren zusammen mit Matt und Karen, die auch Jodpur als Nächstes auf ihrer India Someday Agenda hatten, zum Bahnhof. Es war sehr angenehm mit ihnen zusammen auf den Zug zu warten. Dieser hatte schon wieder eine mehrstündige Verspätung, mit Chai Tee hielten wir uns am frühen Morgen warm.

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