New Delhi

10.01.2018
 Travelbohos

New Delhi- ein Empfang voller Smog und Scams

Direkt bei unserem Landeanflug erblickten wir den Smog über der Stadt. Wir sahen von oben keine Häuser nur eine dicke Nebelwolke. Als aller Erstes holten wir die Atemschutzmasken heraus und stolzierten damit zum Visa Check. Dort bahnte sich schon eine riesige Schlange an. Wir warteten bestimmt eineinhalb Stunden, bis wir an der Reihe waren. Wir hatten etwas Bammel, dass das Sicherheitspersonal die Drohne in unserem Handgepäck entdeckt und beschlagnahmt. Das fliegen ist in Indien untersagt und wir haben gelesen, dass einigen die Drohne abgenommen wurde. Mit der auswendig gelernten Geschichte, dass es sich dabei nur um ein Spielzeug handelt (das hat wohl bei einigen funktioniert), ging es durch den Check. Alle Aufregung umsonst, es ging ohne Probleme vonstatten, die Erleichterung war groß. 
Am Kofferlaufband angekommen, lief dieses bereits nicht mehr, aber Gott sei Dank standen unsere Rucksäcke vor dem Laufband und warteten auf uns. Nun hieß es noch kurz zum ATM und dann ab nach draußen ins Neuland.  Zugegeben waren wir beide sehr müde und nicht ganz auf der Höhe, als wir den Flughafen verließen. Xenia hatte wie nach jedem Flug Kopfschmerzen. Da kam es uns ganz recht, dass ein Taxifahrer uns gleich aufforderte, mit ihm mit zu kommen. „I drive you to your homestay.“ Netterweise fragte er nach der Nummer unseres Homestay Host,  rief ihn gleich an und gab ihn uns kurz. Dieser meinte, dass die Straßen gesperrt sind und wir in ein Touristenbüro sollen, dort kann uns weitergeholfen werden. Er meinte, sie suchen dort einen Bus für uns. „Stimmt, der Smog!“ Es werden wohl öfters die Straßen dichtgemacht, damit sich die Luft regenerieren kann, dachten wir. Der Taxifahrer war ein lustiger Kerl, er zeigte uns duzende Bollywood-Musikvideos und erzählte uns einiges über sein Land. 
Als wir nach circa 50 Minuten im Touristen Office ankamen, wachten wir auf. Schon während der Fahrt hatten wir es irgendwie in unseren Gedanken, dass die Nummer vielleicht gar nicht die Nummer von unserem Host war und es sich um einen Scam handeln könnte. Doch wahrhaben wollten wir das Ganze nicht. Die Gegend, in die er uns brachte, sah ziemlich übel aus. Wir wurden in ein heruntergekommenes Büro geschoben und gebeten dort zu warten. Der Taxifahrer meinte, er muss sein Auto umparken. An den Fliesen klebte Blut... Jetzt ging alles ganz schnell, Stefan sprach es aus und meinte: „Am Telefon war nicht unser Host, die haben uns verarscht.“ Somit bekam Xenia regelrecht Panik, für sie war es ein reinstes Horrorszenario, vor allem nach den blutverschmierten Fließen. Wir mussten schnelle eine Lösung finden und rannten nebenan in ein Sarigeschäft. Dort erklärten wir unsere Lage. Das Besitzerpärchen versuchte Xenia erst einmal zu beruhigen, ein Mann von draußen brachte ihr sogar eine Flasche Wasser. Der Taxifahrer bekam wohl auch einen Schrecken, als er Xenia völlig in Tränen ausgebrochen sah und verschwand. Wir hatten die Fahrt zum Glück noch nicht bezahlt. Wir baten den Verkäufer unseren Host anzurufen, da wir noch keine SIM- Karte hatten. Dieser bestätigte uns tatsächlich, noch keine Sekunde mit uns gesprochen zu haben. 
Der Mann, der Xenia die Flasche brachte, meinte er kann uns ein anderes Taxi besorgen. Während er draußen eins organisierte, schrieb der Besitzer uns einen Zettel auf Hindi, den wir dem Fahrer geben sollten. Er meinte, wir sollen noch 15 Minuten warten, doch dann kam der Mann wieder und meinte er hat uns ein Tuk Tuk, wir haben uns nichts dabei gedacht und gingen mit. Der Besitzer machte komischerweise keinen Mucks mehr, war da wieder etwas faul? Der Tuk Tuk Fahrer machte auf uns keinen guten Eindruck, wir fühlten uns unwohl. Und zack waren wir auch schon wieder in der nächsten gruseligen Gegend und wurden vor einem weiteren Tourist Office abgeladen. Das kann doch nicht wahr sein...gleich zweimal wurden wir reingelegt. Ohne die Office zu betreten rannten wir schnell davon und zischten aufgeregt in ein großes Gebäude, welches sich als Bank herausstellte. Dort konnte uns endlich jemand helfen und ging mit uns zu einem vertrauenswürdigen Taxi. 
Bis der Taxifahrer die Unterkunft fand, verging wieder eine Menge Zeit, dieses ganze Spektakel kostete uns insgesamt dreieinhalb Stunden. In dieser Zeit hätten wir schon längst eingecheckt und Delhi erkunden können, doch es kam alles anders als erwartet. 

Robin, ein Inder der Neuzeit, war unser Superhost. Er war ein cooler und offener Typ, der gerne philosophiert und sich bald seinen Traum vom eigenen Yoga Hotel in den Himalajas erfüllen möchte. Der Yogalehrer klärte uns darüber auf, dass das die neueste Masche der Taxifahrer ist und immer öfter passiert. Sie lügen die Leute an und bringen sie an vermeintliche Tourist Offices, damit die Leute dort andere teurere Hotels buchen und die Taxifahrer Provision erhalten. Robin hat sich entschuldigt, das er vergessen hatte uns vorher darüber aufzuklären. India Someday, mit denen wir größtenteils buchten, warnte in ihrem Informationsblatt davor. Doch wir nahmen es dem Taxifahrer ab, da ein paar Tage zuvor in den Medien von dem Smog in Delhi berichtet wurde und tatsächlich Straßen gesperrt waren. 
Es stand für uns fest, dass wir nicht mehr raus wollen, um Delhi zu erkunden. Wir fühlten uns ziemlich unwohl und zerstreut. Somit blieben wir lieber bei Robin im gemütlichen Wohnzimmer und tranken Chai miteinander. Das war für uns das Glück im Unglück, denn so lernten wir Ariful und Sumi aus dem Nordosten Indiens kennen. Die beiden waren geschäftlich in Delhi, übernachteten ebenfalls bei Robin und wollten am nächsten Morgen, so wie wir nach Agra fahren, um den Taj Mahal zu besuchen. Sie boten uns an, mit ihnen zu fahren, weil sie sich sowieso einen Wagen mieten und es ihnen alleine langweilig wird. Wir hatten das Zugticket zwar bereits bezahlt, aber die Beiden waren sehr Nett und wir sagten ihnen zu. Nach diesem turbulenten Tag in Delhi, kam uns das Bett mehr als gelegen. Robin war zwar noch in Partystimmung und wollte uns in einen Club schleppen, doch wir lehnten dankend ab. 

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