Udaipur- das Venedig des Ostens

12.04.2018
 Travelbohos

Unsere letzte Stadt, die wir im Bundesstaat Rajasthan besuchten, war Udaipur. Weil sich hier einige künstlich angelegte Seen befinden, Gebäude dicht am Wasser gebaut sind und sich mehrere Brücken durch die gepflegte Stadt ziehen, wird Udaipur auch Venedig des Ostens genannt. Außerdem besitzt sie viele prachtvolle weiße Gebäude, die ihr den Namen „Rajasthans weiße Stadt“ verleihen. Hier fühlten wir uns sehr wohl. Zwar ist Udaipur durch sein „Venedig Flair“ ein überlaufener Touristenort, doch bei unserem Besuch in der 476.000 Einwohner Stadt, empfanden wir das nicht so. Wir haben schon vollere Straßen in Indien gesehen.

Ausgezeichnete Lage im Moustache Hostel

Wir landeten in Udaipur, der weißen Stadt, in einem weiteren Moustache Hostel. Die Wände des Hostels waren sehr individuell und kunterbunt gestaltet, hier durften sich einige Künstler verewigen. Besonders schön war es den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse anzuschauen, den Blick auf den Pichola See gerichtet und die vielen typischen Gebäude mit ihren Dachterrassen, die das Stadtbild zusammenfügen. Für ein Hostel war es dort angenehm ruhig und wir hatten ein großes Doppelzimmer. Stefan fand Gefallen an der Tischtennisplatte im Aufenthaltsraum, dort spielte er mit einem jungen Mitarbeiter hin und wieder ein Match. Xenia passierte beinahe das Missgeschick, sich auf eine Person, die gut getarnt auf der Couch unter einer Decke schlief, zu setzen. Wir wussten nicht, dass es hier auch die Möglichkeit gibt, im Aufenthaltsraum zu schlafen. Ein Glück überlegte sie sich noch im letzten Moment, sich daneben zu setzten.

Pichhola See Bootstour

An unserem ersten Tag machten wir uns zum bezaubernden Palastkomplex am Pichhola See auf. Durch die Straßen Udaipurs zu laufen war, wie in den bisherigen Städten, sehr imposant. Vorbei an vielen bunten Geschäften, Gurus, die am Straßenrand auf die wilden Touris warteten, Verkäufern, die uns baten in ihr Geschäft zu kommen, Kühe, die nach Leckerbissen suchten, bis hin zum großen Palast. Dort kauften wir uns Tickets für eine Bootsrundfahrt. Da der Citypalast direkt am Ufer des Pichholas Sees liegt, stiegen wir dort mit dicker Rettungsweste ins Blumen geschmückte Boot ein. Auf unserem Spaziergang dorthin konnten wir bereits den großen Palastkomplex betrachten, doch auf dem Wasser hatten wir eine ganz andere Perspektive und die Gebäude wirkten viel lebendiger als zuvor. Wir fuhren an vielen schönen Gebäuden entlang, an Menschen, die sich im Wasser des Sees gewaschen haben, an einer Schauspielerin, die an einem Filmset vor sich hin stolzierte, an Menschen, die uns zuwinkten und an prächtigen Hotels. 
Am Lake Palace, dem Jag Mandir Palace, der mitten im See liegt, stiegen wir aus. Dort hatten wir genügend Zeit, um uns umzuschauen. Es gab eine kleine Ausstellung, einen schönen Garten und tolle Gebäude zu besichtigen. Er wurde damals als Sommerresidenz für den Maharadscha angelegt und wurde schon als Drehort für bekannte Filme gewählt, wie in James Bond „Octopussy“ zu sehen.

Der sagenhafte City Palast

Nach der entspannten Bootstour machten wir uns auf, um den letzten Palast auf unserer Indienreise anzuschauen. Der Citypalast in Udaipur war mit seinem riesigen Komplex der größte, den wir bisher bestaunen durften. Er ist hier das meist besuchte Gebäude. Bis 1956 wurde hier regiert, heute dient er als Museum. Dort wird in den Gemächern gezeigt, wie die Maharadschas gehaust haben. Viele Gemälde, Wandmalereien, Tempelnischen mit religiösen Symbolen sind ausgestellt. Wir merkten, dass wir so langsam genug von den Palästen hatten, auch wenn diese wunderschön waren. Ein bisschen Abwechslung musste nun her. Somit blieben wir nicht allzu lange in dem Gebäude und zogen weiter auf die Straßen.

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Ruheoase am Piccola See

Wir entdeckten am schönen Pichola See ein Café, welches eine sonnige Terrasse hatte. Dort gesellte sich ein älteres Schweizer Pärchens zu uns. Mit ihnen verbrachten wir den Mittag und unterhielten uns über unser Lieblingsthema, das Reisen. Sie waren schon mehrmals in Indien unterwegs und hatten vieles zu berichten. Allgemein waren die Beiden schon in vielen Ländern unterwegs. Was für uns immer sehr spannend ist, wir lieben es Weltenbummlern bei ihren Erzählungen zuzuhören.

Welch niedliche Entdeckung

Als wir uns zum Hostel aufmachten, wurden wir von drei Kindern auf acht winzige Welpen aufmerksam gemacht. In unseren Augen leuchteten die Herzchen, wir waren mal wieder ganz verliebt und entzückt. So viele auf einem Haufen, es wuselte von allen Seiten und wir mussten achtgeben, ihnen nicht auf die Füße zu treten. Die Eltern sahen ziemlich entspannt aus und ließen uns die kleinen auf den Arm nehmen.

So ließen wir den Abend ausklingen

Zurück im Hostel gingen wir auf die schöne Terrasse, um den Sonnenuntergang mitzuerleben, viele Gäste tummelten sich in Gruppen am höchsten Punkt des Hostels und verbrachten gemeinsam den Abend. Wir machten uns danach auf in ein romantisches Restaurant, von dort aus hatten wir einen herrlichen Blick von oben. Wir waren rundum zufrieden und können das White Terrace Restaurant lobend weiterempfehlen. 

Hier gibt´s den besten Kaffee

Am nächsten Morgen nahmen wir das göttliche Frühstück im Grasswood Café zu uns. Es ist dort zwar ziemlich klein, doch das freundliche Personal, die vielen Leckereien und den besten Kaffee in ganz Rajasthan machen das Café zu einer weiteren Wohlfühloase in Udaipur.

Der Jagdish Tempel

Den größten Tempel der Altstadt wollten wir uns dieses Mal nicht entgehen lassen und entschlossen uns gegen eine Spende, die laut Pförtner für „das eigene Karma“ gut sein soll, ihn anzuschauen. Der Tempel war prall gefüllt, denn es fand gerade ein religiöses Festival statt. Wir gingen kurz hinein, wollten die Gläubigen aber nicht stören und schauten uns das Ganze lieber von außen an. Der Tempel besaß die typische spitze Dachform eines Hindu-Tempels. Es fiel uns auf, dass um den ganzen Tempel herum Bettler saßen und um eine Spende baten. Diese wurde ihnen auch gegeben. Fast alle, die aus dem Tempel hinausgingen, schenkte den armen etwas Geld, weil die Menschen an das gute Karma glauben, welches ihnen wiederkehrt.

Langer Spaziergang zum Fatah Sagar See

Nach dem Rat der Schweizer, entschlossen wir uns an den See, der etwas außerhalb liegt, zu spazieren. Außerhalb der Altstadt wurde es um einiges ruhiger, denn hier waren viel weniger Menschen unterwegs. Esel begegneten uns, die schwere Steine schleppen mussten und von einer Frau in schönem sonnengelben Sari getrieben wurden. Die armen Eselchen, dachten wir... An einem kleinen See spielte sich etwas im Wasser ab, es sah aus wie ein grün marmoriertes Kunstwerk, war aber bestimmt eine Verschmutzung höchsten Grades.
Was hier in das Wasser fließt, möchten wir uns gar nicht so genau vorstellen. Wir haben gelesen, dass z.B. das Wasser des Ganges Fluss schwer durch Kolibakterien belastet ist, außerdem enthält es hohe Konzentrationen an Zink, Chrom, Blei, Arsen, Cyaniden und Quecksilber. In die Fäkalabwässer gelangen zudem einige Leichenreste. Dort möchte man also gewiss nicht ins Wasser springen. In der Bildergalerie könnt ihr euch das verschmutzte Kunstwerk anschauen, welches bestimmt auch mit einigen der oben genannten Bakterien, Konzentrationen und Ausscheidungen von denen man nicht wissen möchte, verunreinigt ist.

Am Fateh Sagar See

Als wir kurz vor dem Ziel waren, hielt ein Auto vor uns an, zwei strahlende Frauen fragten Xenia nach einem Foto mit Ihnen. Ja, das passiert ziemlich oft, es ist wohl etwas Besonderes für die Menschen in Rajasthan, Fotos mit Touristen zu machen.
Der See sah prächtig aus, um ihn herum waren Hügel mit Palästen und Tempeln zu sehen. Gerne hätten wir uns diese angeschaut, aber es war einfach zu viel in so kurzer Zeit und Paläste hatten wir wirklich genug gesehen. Wir liefen um den halben See und verweilte an einem schönen Plätzchen. Gegen Mittag entschlossen wir uns für eine Bootsfahrt auf dem Fatah Sagar See. Die Fahrt wurde von rajasthanischer Musik begleitet, die ein älterer Herr auf einem Sitar Instrument spielte. Auf diesem See befindet sich, wie auf dem Pichola, eine kleine Insel mit einer Palastresidenz. Doch das Boot fuhr nur am tollen Gebäude vorbei. Es kann wohl mit einem privaten Schlauch- oder Motorboot besichtigen werden.

Zurück im Zentrum wollten wir das herrliche Wetter ein weiteres Mal in dem schönen Café am See genießen. Dort ließen wir uns von der Sonne wärmen und aßen einen leckeren Brownie.
Die Hundewelpen wurden natürlich ein weiteres Mal besucht, sie gingen ziemlich mutig auf die befahrene Straße, wir hatten etwas Angst um die kleinen Kerlchen.

Abends wollten wir uns das beste Restaurant (laut Tripadvisor) nicht entgehen lassen. Als wir oben ankamen, waren wir etwas erschrocken. Romantik oder Venedig Flair kam hier tatsächlich nicht auf, wie bereits in den Kommentaren gelesen. Die Küche, in die wir einen kurzen Blick werfen konnten, sah auch alles andere als sauber aus... Doch das Essen war sehr sehr günstig und hat fabelhaft geschmeckt, also konnten wir uns nicht beschweren. Auf dem ersten Platz sehen wir dieses Restaurant allerdings nicht.

Goodbye Udaipur, Goodbye Rajasthan

Am 1.Dezember hieß es für uns am frühen Morgen  auschecken und natürlich ein letztes Mal die Welpen knuddeln. Dummerweise stand Xenia einem der Welpen auf den Fuß, der arme jaulte und seine Eltern kamen beide angerannt. Die Mutter sprang Xenia wütend an, darauf ging es für uns schnell auf Taxisuche und ab zum Flughafen. Wir waren mal wieder reif für Strand, Sonne und Meer. Tschüss Rajasthan, hallo Goa 😊.

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