Titicacasee

27.08.2019
 Travelbohos

Der Titicacasee durfte bei unserer Reise durch Peru natürlich nicht fehlen. Wobei wir vorab kaum positives über diesen See hörten. Wir lasen Reiseberichte, in denen stand, dass die Uros Inseln viel zu touristisch sind und der See ein einziges Dreckloch ist. Wir sollen es lieber lassen, bevor wir enttäuscht werden. Doch wir wollten uns ein eigenes Bild von ihm machen.

Taquile Island
Strickender Mann
Taquile Island

Warum der Titicaca See für uns ein interessantes Ziel wurde

1. Seine Lage
Zum einen gehört er gleich zwei Ländern, der eine Teil gehört zur peruanischen Seite und der Andere zu Bolivien. Zweitens ist dieser See ein Wunder der Natur, denn er liegt auf sage und schreibe 3812 Metern über dem Meeresspiegel. Er ist der höchste kommerziell schiffbare See der Erde und mit einer unglaublichen Fläche von 8288 km ² der zweitgrößte See in ganz Südamerika. Der Bodensee in Deutschland ist vergleichsweise 15,5 mal kleiner. 

2. Seine Bewohner
Die Völker, die um und auf den Inseln im See leben, sind noch sehr traditionell und ursprünglich. Sie führen ein ganz einfaches Leben und tragen ihre Traditionen fort. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fisch, Schilf, Gemüseanbau (Kartoffeln, Gerste, Mais und Quinoa) und Vögeln. Die Region um den See gilt laut Wikipedia sogar als Ursprungsgebiet des Kartoffelanbaus.

3. Die Geburtsstätte der Inkas soll sich laut einer Sage mitten im See, auf der bolivianischen Isla del Sol, abgespielt haben. Noch heute wird er stark von den Inka verehrt. 

4. Im See lebt eine besondere Spezies und zwar der endemische Titicaca-Riesenfrosch, der vorwiegend über seine Haut atmet und die dadurch sehr faltig ist. Leider haben wir keinen gesehen.

5. Eine unschöne Besonderheit
Auf dem Titicacasee lastet eine starke Verschmutzung. Dadurch nimmt die Wasserqualität erheblich ab und die Lebewesen sterben. Und wisst ihr, wer dafür verantwortlich ist? Wie kann es auch anders sein, wir der Mensch! Es gibt dort abermals tausende illegale Minen, von denen die giftigen Abwässer in den See fließen. Zusätzlich kommen Abwässer der Städte, Müllentsorgung, Überweidung und Erosion hinzu.

Unsere geführte Tour:
Wir entschieden uns für eine „touristische“ Uros und Taquile Tagestour von Puno aus, welche wir über das Inkas Rest Hostel für 35 Soles pro Person buchten. Es ist zusätzlich eine Übernachtung auf den Inseln möglich. Die Tour dauerte von 7 bis 17 Uhr und unsere Gruppe bestand aus 12 Personen.
Mit einem Van wurden wir am Hostel abgeholt, an den Hafen in Puno gebracht und dort stiegen wir in ein Boot ein, welches komfortable Sitze hatte. Es konnte losgehen.

Uros Islands - Die von Menschen geschaffenen schwimmenden Inseln
Wusstet ihr, dass es im Titicacasee neben natürlichen Inseln auch künstliche gibt, die von Menschenhand angefertigt wurden? Diese nennt man Uros-Inseln. Sie wurden aus getrocknetem Schilf angefertigt. Beim Betreten fühlt es sich ein bisschen so an, als würde man auf einem Wasserbett stehen. Derselbe Rohstoff wird auch für die Boote und Hütten auf den Inseln verwendet. Das Totora Schilf wird in überkreuzten und mehreren Lagen aufeinandergelegt und bildet somit die schwimmende Insel.
Das indigene Volk namens Uros lebt mit circa 2000 Menschen, verteilt auf 48 solchen Inseln, auf dem See. Einst dienten die Inseln als Versteck und Schutz der Uros vor den kriegerischen Inkas. Sie konnten die Inseln einfach mit dem Anker lösen und sozusagen auf ihnen davon segeln. Unser Guide erzählte, dass sie größtenteils von der Fischerei und dem Tourismus leben. Er stellte uns das Oberhaupt der von uns besuchten Insel vor. Es war eine Frau in traditioneller Kleidung. Alle Frauen tragen ein Outfit aus Weste, übergroßem Rock und Hut. Sie zeigten uns ihre Hütten, in denen es kaum etwas gab und die komplett aus Schilf bestehen. Wir konnten uns kaum vorstellen, wie sie hier Tag ein Tag aus mit der ganzen Familie leben. Für uns war es sehr interessant ein solches Leben kennenzulernen. Zum Schluss konnten wir den Frauen noch Fragen stellen und danach packten alle auf dem Boden ihre selbstgemachten Waren aus und wollten, dass alle der Gruppe etwas kaufen.
Den meisten wird diese Gegenleistung nicht gefallen. Es ist kein Muss, aber wir empfanden, dass wir ihnen gerne diesen Gefallen machen wollten. Denn diese Völker sind sehr arm und leben nun Mal vom Verkauf ihrer Handarbeiten. Somit kauften wir ihnen ein Kissenbezug und ein Mobile ab. Natürlich ist das kein MUSS.

Für 10 Soles extra pro Person ging es mit einem Local-Boot aus getrocknetem Schilf auf eine weitere schwimmende Insel der Uros. Dort war für das leibliche Wohl gesorgt, außerdem wurden Souvenirs zum Kauf angeboten. Diese Insel hat uns nicht gefallen, denn es hatte nichts mit einer ursprünglichen Insel zu tun, alles war auf den Tourismus ausgelegt.

Taquile Islands - Die Insel der strickenden Männer
Nach zwei weiteren Stunden auf dem Wasser erreichten wir die Insel Taquile. Wir entschieden uns gegen die Übernachtung, da uns dieses Krankheitsdrama zuvor abgeschreckt hatte auf der Insel mit wenig Hygiene zu bleiben.
Lange versteckten sich die Bewohner dieser Insel, wenn die Ankunft von Fremden drohte. So wurden sie erst spät entdeckt. Es leben circa 1600 Quechua auf der idyllischen Insel.
Das typische Touristenziel lädt zu einem Tagesbesuch oder sogar zum Übernachten ein. Jedoch ganz ursprünglich ohne Strom, fließend Wasser oder gar Hotels. Touristen kommen bei den Einheimischen unter und machen somit die besten Erfahrungen mit diesem einfachen Lebensstil.
Besonders ist hier, dass Stricken hauptsächlich Männersache ist. Habt ihr schon mal einen Mann stricken gesehen? Wir würden auch mit Nein antworten, doch jetzt haben wir eine andere Erfahrung gemacht.
Für die, die Mittagessen gebucht hatten, gab es bei einer Familie essen, wir packten daneben unser Lunchpaket aus. Die Aussicht war hier fabelhaft, direkt auf den unendlich wirkenden Titicacasee, wir fühlten uns schon fast wie am Meer. Von hier aus konnten wir bis nach Bolivien sehen. Währenddessen zeigte die Familie Tänze, wie sie Shampoo-Seife Chuho herstellt und ihre Strickkunst.
Übrigens zeigt die Kleidung mit ihren Symbolen, Muster und Farben auf Taquile ganz genau, ob Mann und Frau schon verheiratet oder noch zu haben sind. Sie tragen typisch gestrickte Mützen und Gürtel. Zum Beispiel sind die Männer mit weißer Mütze noch ledig, mit roter sind sie verheiratet. Die Frauen tragen alle einen roten Pullover und ein schwarzes Kopftuch, welches bei ledigen Frauen große Bommel, bei alten Frauen kleine Bommel und bei verheirateten normale Bommel hat.
Die Haare der Frauen werden nur drei Mal in ihrem Leben, an bestimmt Festtagen oder wenn es dem Großvater schlecht geht, geschnitten.
Nachdem netten Mittag bei der Familie, ging jeder in seinem Tempo weiter bis ganz nach oben auf den Hauptplatz der Insel, dort gab es weitere Handarbeiten und die Aussicht zu bestaunen. Wir erfuhren vom Guide wieder einige interessante Fakten, anschließend machten wir uns über einen Steilhang auf der anderen Seite auf den Weg hinunter zu unserem Boot. Hundemüde fuhren wir von diesem erlebnisreichen Tag nach Puno zurück.

Fazit – Was hat uns gefallen? Was hat uns nicht gefallen?
Das Zusammentreffen mit den Völkern des Titicacasees, ihr Leben etwas genauer erklärt zu bekommen und hautnah zu Gast bei ihnen gewesen zu sein, war für uns sehr wertvoll.

Außerdem bekamen wir von dem Tour Guide sehr viele Informationen über das Volk der Uros und über die Menschen auf Taquile.

Die Aussicht vom Boot aus war grandios, es fühlte sich an, als würden wir auf dem Meer schippern. Wir wussten natürlich von vorne rein, dass das Wasser des Sees sehr schmutzig ist, doch fiel es uns an diesem Tag nicht auf und wir sahen sogar kaum Müll im Wasser oder auf den Inseln liegen.

Besonders schön war die friedliche Atmosphäre auf der kleinen Wanderung über Taquile Island.

Überhaupt nicht gefiel uns der Besuch auf der Uros „Café Insel“, welche wirklich nicht sein musste. Lieber hätten wir mehr Zeit bei der Familie verbracht, als auf so einer überfüllten, touristischen Insel abgeladen zu werden. So ließen wir uns eben kurz in den Liegestühlen nieder und hielten ein Schwätzchen mit den anderen Reisenden.

Mit gemischten Gefühlen betrachten wir das Verkaufen selbstgemachten Waren auf den Uros Insel.
Es wird doch sehr aufdringlich versucht etwas zu verkaufen und bei einem Nein wird man böse angeschaut. Es ist natürlich kein Muss etwas zu kaufen. Auf der anderen Seite sind die Völker sehr arm und leben nun mal von den Einnahmen aus dem Tourismus, daher ist es durchaus verständlich.

Im Großen und Ganzen können wir wirklich nicht meckern. Touristisch hört sich in unseren Ohren immer sehr negativ an. Doch wenn man durch so eine geführte Tour viel über solch ursprüngliche Völker lernen kann, ist es für uns ein positives Geschenk, welches wir mitnehmen und was uns in unserem Horizont bereichert.
Wir wissen auch, dass rund um den Titicacasee vieles schiefläuft. Dass er von den Menschen ausgebeutet und als Müllhalde genutzt wird, was wir sehr traurig finden. Hier fehlt unserer Meinung nach, die gewisse Aufklärung. Wir hoffen, dass die Menschen den Wert dieses Sees erkennen und ihr Verhalten verändern.

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