Johannesburg

28.09.2017
 Travelbohos

Am Mittwoch, den 13.09.2017 verließen wir schweren Herzens Sansibar. Mit Kenya Airways ging es über Nairobi nach Johannesburg. 


Hauptsächlich sind wir nach Johannesburg (auch Joburg oder Jozi genannt) gekommen, um unseren Safaritrip in den Kruger Nationalpark zu planen und von hier aus mit dem Mietwagen über die Panorama Route bis hin zum Park zu fahren. 
Am späten Mittwochnachmittag sind wir am OR Tambo Flughafen gelandet. Dort haben wir uns ein Taxi nach Parkhurst zu unserer Airbnb Wohnung genommen.
Die Fahrt dauerte, wegen des Feierabendverkehrs, eine Stunde. Auf der Fahrt sahen wir hauptsächlich Mauern, Elektro- und Stacheldrahtzäune...Alle Häuser waren sozusagen verbarrikadierte. Da lief uns kurzzeitig ein Schauer den Rücken hinunter, so hatten wir es uns nicht vorgestellt. Wir wussten natürlich, dass Joburg zu den gefährlichsten Städten der Welt zählt, aber dass es so extrem sein kann, dass sich jeder hier einsperren muss, hätten wir nicht gedacht.
Johannesburg ist wirklich nicht zu unterschätzen, neben Mexiko City, Sao Paulo und Manila zählt es zu den schmutzigsten, brutalsten und gefährlichsten Orten der Welt. 
Aufgefallen ist uns gleich dieser krasse Gegensatz - Wir fuhren vorbei an Slums, in denen die Menschen in Wellblechhütten leben und weder Strom noch Wasser haben, während wir nur wenige Minuten später eine Villa nach der anderen sahen. Auf den Straßen, teils mitten auf Kreuzungen, sahen wir viele Obdachlose. 


Als wir mit Ruben, dem Weltenbummler, in Matemwe zusammensaßen, hatte er uns zum Glück ganz viele Tipps für Joburg gegeben und meinte, dass Parkhurst eine gute und sichere Gegend sei. Wir haben also eine Airbnb Wohnung bei Tessa und ihrer Familie in Parkhurst gebucht. Eine wundervolle und liebenswerte Frau, die uns sofort willkommen hieß und uns einen selbst geschriebenen, an uns gerichteten Brief, mit allen Infos im Cottage hinterließ. Das Cottage war so schön, es war ein kleines Nebengebäude zum Haupthaus, alles war sehr stilvoll eingerichtet, wir fühlten uns von Anfang an wohl. Zu unserer Freude gab es sogar Lebensmittel wie Milch, Saft, Obst, Müsli, Kaffee und Tee. Auch im Bad gab es viele Kosmetikprodukte, die wir benutzen durften, richtig gut!
Am Abend ging es Xenia nicht sonderlich gut, nach den Flügen hat sie oft eine leichte Erkältung und Kopfschmerzen. Wir hatten aber schrecklich Hunger und hatten zwei Blocks von unserem Haus entfernt, einen Hudson Burger entdeckt. Da es schon dunkel war, hatten wir ein mulmiges Gefühl nach draußen zu gehen. Doch eigentlich schien alles gut bewacht zu sein, an den Kreuzungen saßen Wachmänner. Unversehrt im Hudson Burger angekommen, bestellten wir uns zwei mächtige Burger, es hat super geschmeckt... Hier war eine Menge los, scheint gut zu laufen. Interessante Leute, gute Musik und super Essen, was will man mehr. 

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemütlich und gingen dann auf Parkhurst-Erkundung. Bei Tageslicht sah die Gegend viel harmloser aus. In der 4th Street gibt es viele Shopping Boutiquen, schöne Cafés, Weinläden und Restaurants. Wir hatten unsere Wäsche mit im Gepäck und wollten dort einen Waschsaloon aufsuchen. In drei Wochen hatte sich ein großer Berg schmutziger Wäsche gesammelt, wir konnten sonst nur das Nötigste von Hand waschen. Fast 7kg waschen, trocknen und bügeln haben uns 14€ gekostet.
Da sich hier hauptsächlich mit dem Uber Taxi Service fortbewegt wird, war es wichtig so schnell wie möglich an Datenvolumen fürs Handy zu kommen...Wir fragten uns auf der Straße nach einem Laden, der SIM-Karten führt, durch, doch leider hatte dieser keine Mirco- SIM-Karte. Ein sehr netter Herr, der es an der Kasse zufällig mitbekommen hatte, riet uns ins Rosebank Einkaufzentrum zu fahren. Da es ein Stück von der Gegend entfernt war, bestellte er für uns ein Uber Taxi. Dieses war innerhalb von zwei Minuten da und fuhr uns für 1,40€ zum Einkaufzentrum. Bei Vodacom saßen wir eine Stunde, um gesagt zu bekommen, dass es ein Systemfehler gibt und wir später noch mal kommen sollen...Wir gingen vorbei an wundervollen Läden, kauften im Supermarkt unser Abendessen und Toast fürs Frühstück und gingen zum nächsten Vodacom Store im Nebengebäude. Dort hat es zum Glück geklappt. Jetzt waren wir endlich wieder Mobil und konnten uns das nächste Uber zurück zur Wohnung bestellen. Der Uber Service ist sensationell, App öffnen, Zielort eingeben und bestätigen. Nach 1-5 Minuten steht ein Auto da. 
Ansonsten ruhten wir uns an diesem Tag aus, weil es Xenia immer noch nicht so gut ging. Wir stöberten im Internet nach Johannesburg Erkundungstouren und stießen immer wieder auf das Thema „Überfall“. Da vergeht einem die Lust an einer Sightseeingtour. 

Am Freitag gab uns Tessa hilfreiche Tipps, was Johannesburg schönste Plätze angeht und meinte auch, die Hop on Hop off Busrundfahrt würde sich lohnen. Außerdem wollten wir, um den geschichtlichen Hintergrund besser kennenzulernen, unbedingt eine Fahrt nach Soweto und zum Apartheid Museum machen.
Wir nahmen uns den Vor- und Nachmittag zur Planung des Kruger Parks, buchten Mietwagen, Unterkünfte und den Weiterflug nach Port Elizabeth. Da uns die Zeit nicht ganz genügte, buchten wir hier in Johannesburg zusätzlich zwei Nächte länger bei Tessa. Wir hatten uns die Parkplanung etwas leichter vorgestellt...aber es wundert einen nicht, wenn der Park so groß wie ganz Israel ist, dass es nicht gerade ein Kinderspiel wird. Außerdem waren die meisten Unterkünfte im Park bereits ausgebucht, daher mussten wir unsere Route entsprechend nach den verfügbaren Unterkünften richten. Aufgeregt schauten wir unsere Pläne an und waren am Abend zufrieden, es doch noch hinbekommen zu haben. 
Abends holten wir unsere frisch gewaschene Wäsche ab. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie wir uns darüber gefreut haben. Es war ein unnormales Gefühl die Sachen in den Händen zu halten. Wir waren so dankbar. Stolz wie Oskar liefen wir durch die 4th Avenue, die Leute schauten uns verdutzt an „was laufen die beiden auf der offenen Straße mit ihrem großen Berg voll Wäsche herum...wofür gibt es hier Uber“? Wieso haben wir Füße, dachten wir. Am Mexikaner vorbeigekommen, konnten wir nicht widerstehen und machten es uns dort zwischen quietschbunter Location gemütlich. Xenia steht total auf bunte mexikanische Kunst. Nach einem leckeren Burrito gingen wir gestärkt zurück zu unserem schönen Apartment.

Endlich war es so weit, am nächsten Tag, machten wir unseren ersten Ausflug und zwar eine City Sightseeingtour mit dem Bus. Da es heißt, man soll sich nicht unbedingt in der Stadt aufhalten, die Überfallrate sei sehr hoch...gefährlichste Stadt und so...entschieden wir uns für die einfachste und schnellste Variante die Stadt zu erkunden – mit dem Hop on Hop off Bus. Mit einem Uber fuhren wir zum Constitution Hill, dem Startpunkt. Dank der Bustour erhielten wir einen guten Überblick, wo alles ist und wie die Stadt von innen aussieht. Wir fuhren an schönen Plätzen vorbei und fühlten uns wie zu Besuch bei New Yorks kleinem Bruder. Wir kamen vorbei am Carlton Center (höchster Wolkenkratzer Südafrikas), den wir leider aus zeitlichen Gründen nicht besuchen konnten. Durch die Ohrstöpsel bekamen wir viele Infos zugesprochen. Unter anderem, dass Joburg die Stadt des Goldes sei und sie dank des Goldfundes im Jahre 1886 überhaupt entstanden ist.

Um über Soweto (bedeutet South Western Townships) mehr zu erfahren, machten wir dort eine separate zweistündige Bustour mit einigen Stopps. Hier wohnten einst Nobelpreisträger Nelson Mandela und Desmond Tutu. Der Guide war ein lustiger Mensch. Er gab allen Teilnehmern einen Namen in seiner Sprache, verriet uns aber erst am Ende deren Bedeutung. Stefan wurde Manqoba getauft, das bedeutet Gewinner, er meinte am Anfang auch „ah ihr kommt aus Deutschland die World Champions“. Xenia nannte er, wie seine Schwester Rendani, was „loben“ bedeutet.
Wir hielten an den großen, bunt bemalten Kraftwerk Türme, die Orlando Towers genannt werden an, mutige können hier auch Bungee Jumping machen. Weiter ging es vorbei am FNB Stadion, Stefan als Fußballfreund, wollte natürlich gleich ein Foto davon haben. Das Stadion wurde für die WM 2010 komplett umgebaut und ist mit 94.700 Plätzen das größte Stadion in ganz Afrika.
Soweto besteht aus einem Zusammenschluss von 30 Townships und wurde 1963 gegründet. Townships wurden hauptsächlich gegründet, um die schwarzen und farbigen von den weißen während der Apartheid aus der Stadt zu verbannen. Hier wurde eine Rassentrennung vollzogen, sie sollten abgesondert werden. Die eigenen Landsmänner Südafrikas wurden von nach Afrika ausgewanderten Europäern als rechtslose, minderwertige Rasse behandelt und in Ghettos gejagt…Einfach nur grauenhaft.
Hauptsächlich wohnt hier die schwarze Mittelschicht und leider auch sehr arme Menschen, die in Vierteln aus Wellblechhütten, welche uns sehr erschütterten, wohnen. Sie sind vergleichbar mit den Favelas in Brasilien und gelten zu den gefährlichsten und ärmsten Orten der Welt.
Wir stiegen am Hector-Peterson-Museum aus, schauten uns das Denkmal an und ein Mann erzählte die Geschichte von H. Peterson, der bei einer Demonstration 1976 von einem weißen Polizisten erschossen wurde, wodurch ein jahrelanger Aufstand entstand und 500 Menschenopfer mit sich trug. Es ging darum, dass die Schwarzen (die Afrikaans nicht als Muttersprache hatten) wie bisher auf Englisch unterrichtet werden wollten und nicht nur auf Afrikaans (welches hauptsächlich die Weißen sprachen), wie von den neuen Gesetzten eingeführt werden sollte. Somit gingen Schüler auf die Straße, kämpften um ihr Recht und wurden Opfern von Gewalt der Weißen. 
Als nächste Station stand das Mandela Haus auf dem Plan. Hier war leider sehr viel los... Nelson Mandela war der erste schwarze Präsident. Er setzte sich viele Jahre für die Gleichberechtigung aller Rassen in Südafrika ein. Deshalb saß er auch 32 Jahre lang im Gefängnis, weil es damals verboten war, einer schwarzen Partei anzugehören. Dieser Mann ist eine Legende und wir bekommen Gänsehaut, wenn wir hören, was er für das Land und die unterdrückte Mehrheit alles erreicht hat. Weiter ging es zum nächsten Nobelpreisträger Desmond Tutu, der sich wie Mandela gegen das Gesetz stellte und für die Freiheit und Gleichberechtigung kämpfte. 
Der letzte Ort, an den uns der Kleinbus führte, war das Kliptown Open Air Museum in der Walter Sisulu Square. Hier machten wir einen kurzen Halt und betrachteten die Kunst, die die Rechte aller Menschen in Südafrika zeigte. 
Die Tour nach Soweto war wirklich sehr spannend und informativ. Während des Ausflugs hatten wir viele schöne Gespräche mit Menschen aus aller Welt. Zwei Deutsche gaben uns viele gute Tipps für die Garden Route. Ein Inder, der lustigerweise bei SAP arbeitet und geschäftlich in Johannesburg war, gab uns seine Handynummer, damit er uns eine Liste mit Empfehlungen für Indien schreiben kann. 


Nach der Tour, die etwas länger ging als geplant, versuchten wir so schnell wie möglich nach Bloomfontein zum Neighbourgoods Market zu huschen. Doch leider zu spät…Als wir durch den Eingang wollten, wurden wir abgewiesen. Es war bereits nach 15 Uhr und alle wurden nach Hause geschickt. Wir hörten, dass der Markt einer der beliebtesten in Joburg ist und es viel Streetfood, Kunst und Musik gibt. Wirklich schade...Auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle, wurde Stefan mehrmals angesprochen und nach Geld gefragt, einer hielt ihn sogar fest. 
Als Letztes stand noch das Apartheid Museum auf unserer Liste. Dort angekommen mussten wir leider feststellen, dass es bereits geschlossen hatte. Die angegebene Öffnungszeit auf unserer Sightseeingtour Broschüre war leider falsch.

Am Sonntag wollten wir uns noch Maboneng anschauen und einen zweiten Versuch starten, das Apartheid Museum zu besichtigen. Wir bestellten ein Uber und fuhren circa 20 Minuten nach Maboneng, doch die Gegend, in der der Taxifahrer uns rausschmeißen wollte, sah gar nicht nach einem Kunstviertel aus. Gruppen standen um brennende  Blechtonnen herum. Wir wollten dort auf keinen Fall aussteigen, es sah viel zu gefährlich aus. Als Xenia ihm noch mal erklärte, wo wir denn hinwollten, hatte er es verstanden und fuhr weiter. Endlich angekommen ging es eine lange Straße voller Stände mit afrikanischen Handarbeiten, viel Schmuck, Kleidung, Gemälden, Figuren und Second Hand entlang. An den Häuserfassaden gab es viele bunte Graffitis zu bestaunen. Hier sah es schon eher nach Street Art Viertel aus. Xenia bekam große Augen, als sie viele schöne Second Hand Kleider entdeckte. Am Ende war ihr Geldbeutel um 30€ leichter, dafür der Rucksack um drei Kleider und einen Rock schwerer.
Wir liefen einen Innenhof hinein, in dem sich ein Restaurant befand und im Nebengebäude der Street Food Market mit vielen nationalen und internationalen Gerichten. Es befanden sich außerdem noch Geschäfte u.a. ein Designer Market in diesem Backsteingebäude. Ein Augenschmaus und viele hippe Paradiesvögel liefen hier herum. Das gefiel uns sehr.
Wir gönnten uns einen Smoothie, später noch etwas Leckeres vom Street Food Market und lauschten toller Jazz Musik, die auf dem Parkplatz gespielt wurde.


Wir führten unsere Erkundungstour weiter im Apartheid Museum, welches wir mit dem Uber in zwölf Minuten erreichten. Der Eintritt kostete uns 5€. Außergewöhnlich waren die zwei unterschiedlichen Eintrittskarten. Auf Xenias stand „Nie-Blankes/Non-Whites“, während auf Stefans stand „Blankes Whites“. Krass, wir mussten also zwei unterschiedliche Eingänge in das Museum nehmen - Ganz genau wie damals, während der Apartheid. Diese Rassentrennung wurde durch ein Gesetz, dass die weiße Minderheit bestimmte, eingeleitet. Schwarze durften nicht mehr die gleichen Toiletten benutze, durften nicht an die Strände der Weißen, mussten auf der anderen Seite des Bahngleises stehen usw. Sie wurden erniedrigt und unmenschlich behandelt.
Wir erfuhren etwas über die Geschichte Johannesburgs sowie über Nelson Mandelas Leben. Über seine Familie, sein Leben im Gefängnis, seine Erfolge, seine Visionen usw.
Außerdem wie es mit den Indern in Südafrika aussah. Ghandi wurde über seine Zeit in Joburg angeschnitten und wie die Menschen in der langen Apartheid lebten und Widerstände unternahmen.
Das Museum war sehr groß, wir verbrachten dort mehrere Stunden. Wir empfehlen 3-5 Stunden dafür einzuplanen. Es hat uns wirklich viele Gänsehautmomente bereitet – Es war so traurig anzusehen, wie viele Menschen unterdrückt und durch ihren Widerstand umgebracht wurden. Wir mussten zwar viele Tafeln lesen, doch hat es uns geschichtlich sehr bereichert. Der Besuch hat sich gelohnt und trägt zu einer. wichtigen Aufklärung bei. 

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