Medellin 04.06 – 08.06.2019
Eine Stadt im Wandel. Die Geschichte, die hinter der Metropole steckt, ist kaum nachvollziehbar, wenn man durch das lebhafte und harmonisch wirkende Medellín schlendert. Der Drogenkrieg hinterließ hier große Spuren, doch heute ist Medellín viel mehr geworden als die Hochburg Pablo Escobars und wird immer beliebter. Einst gefährlichste Stadt der Welt, heute Ort der Freude, des Friedens und des Miteinanders. Das Wall Street Journal wählte Medellín sogar zur innovativsten Stadt der Welt, was für ein Wandel.
Medellín ist für uns ein Stück weit Hoffnungsträger für die Städte, in denen Krieg, Armut oder Ungerechtigkeit herrscht. Ein Wandel, der die Menschen wieder erstrahlen und glücklich sein lässt ist möglich, wenn auch die Wunden nur schwer zu heilen sind.
Anreise von Salento
Das Busunternehmen Occidental fährt mehrmals täglich von Salento nach Medellin. Die Kosten belaufen sich auf 49000 COP/11 € pro Person. Wir haben durch die vielen Baustellen auf dem Weg neun Stunden benötigt.
Metronetz
Auf das Metronetz sind die Einheimischen besonders stolz, denn es ist die Einzige Metro in ganz Kolumbien. Entsprechend wird sie von den Menschen behandelt. Die Station sowie die Bahnen sind wohl die saubersten Orte in ganz Medellin. Man merkt wie stolz die Menschen auf ihr „Heiligtum“ sind, die Metro muss glänzen.
Wir sind sehr gerne mit der Metro gefahren, da es sehr günstig ist (2300 COP/0,50 € pro Fahrt) und man zügig von A nach B kommt. Nebenbei ist das Streckennetz einfach aufgebaut. Es ist sicherlich die einfachste und beste Möglichkeit sich in Medellin fortzubewegen. Uns wurde geraten, die Rush Hour zwischen 17 und 18 Uhr zu meiden, da es turbulent zugehen soll und man in den Zügen ziemlich eingequetscht wird.
Die Metro verfügt über zwei Linien und verkehrt täglich von morgens 5 Uhr bis abends 22 Uhr, am Wochenende von 7 bis 22 Uhr. Die Dichte der Züge ist recht hoch, sodass man maximal 10 Minuten warten muss (wir mussten eigentlich nie länger als 5 Minuten warten).
Unterkunftstipp
El Poblado Guest House – Hierbei handelt es sich um ein Apartment mit mehreren Zimmern und Gemeinschaftsküche.
In El Poblado gibt es sicherlich auch die meisten Unterkunftsmöglichkeiten für Touristen und es gilt als sehr sicher. Man merkt, dass es eines der reichsten Viertel in Medellin ist und mit vielen Restaurants und Bars auf Touristen ausgelegt ist. Nebenbei gibt es in El Poblado auch eine Metrostation, sodass man problemlos in die anderen Stadtteile kommt.
Botanischer Garten
Der botanische Garten ist einfach mit der Metro (Linie A, Station Universidad) zu erreichen und der Eintritt ist kostenlos. Wer einen kleinen Ausflug in die Natur machen möchte, ist hier genau richtig. Am See in der Mitte des Parks, können einige Leguane beobachtet werden.
Free Walking Tour mit Real City Tours
Treffpunkt: Alpujarra Metro Station (Fußgängerbrücke an der Nordseite)
Montag – Freitag jeweils 9:14 Uhr; 10:24 Uhr; 14:19 Uhr
Samstags 9:14 Uhr und 10:24 Uhr
Dauer: 3,5 Stunden
Auf der City Tour besuchten wir einige der traditionsreichsten Parks, Plätze und Straßen Medellíns und lernten einiges über die Geschichte, Kultur und die Menschen der Stadt. Viele nette Kolumbianer grüßten uns und teilten mit uns ihre Dankbarkeit über unseren Besuch in ihrem geliebten Land.
Besonders spannend fanden wir den Plaza de la Luz. Abends leuchten die Lichtmasten für die vielen Opfer der Vergangenheit und schenken ihnen Licht in der dunklen Nacht. Sie sollen niemals vergessen werden.
Unter Anderem besuchten wir folgende Orte:
Old railway station
Alpujarra Administrativ Center
Plaza de la Luz
Vasquez and Carre buildings
Palacio National
Plaza Botero
Parque Berrio
Torre Coltejer
San Antonio Park
Zippy Tour Comuna 13
Auf diese Free Walking Tour waren wir besonders gespannt, denn es ging in das ehemals gefährlichste Viertel Medellins. Die Tour findet täglich um 10 und 14 Uhr statt. Treffpunkt ist vor der San Javier Station (letzte Station der Metro Linie B), ihr erkennt die Guides an den blaue Shirts und Regenschirmen.
Unser 20-Jähriger Guide Steban wuchs in der Comuna 13 auf und hat entsprechend eine besondere Bindung und Hintergrundinformationen zu diesem Viertel. Die sehr interessante Tour dauerte drei Stunden und war vollgepackt mit Informationen, Geschichten und vielen Graffitis.
Wie ihr vielleicht wisst, galt Medellin als gefährlichste Stadt der Welt. Insbesondere die Comuna 13 war ein Ort des Schreckens. Drogen-, Banden- und der Bürgerkrieg forderten viele Opfer. Korruption, Misshandlung, Ängste und Entführungen standen hier an der Tagesordnung.
Heute hat sich auch hier einiges getan. Während früher viele der Bewohner Angst hatten ihre Häuser zu verlassen, versuchen die Menschen heute den Frieden aufrechtzuerhalten und auch die Touristen an den Wandel heranzuführen und ihnen Ängste vor einem Ort wie Comuna 13 zu nehmen. Laut unserem Guide ist es dort heute nicht mehr gefährlich und wir könnten auch problemlos ohne ihn auf eigene Faust hierherkommen.
Wunderschöne Graffitis machen das arme Viertel zu einer bunten Vielfalt, in welcher wir uns sofort wohl und willkommen fühlten. Nichtsdestotrotz wird man hin und wieder mit der Vergangenheit konfrontiert, beispielsweise sieht man in einem Tucan-Graffiti Einschusslöcher von einem Black Hawak aus dem Jahre 2002.
Als wir mit der Rolltreppe nach oben auf eine weitere Ebene der Comuna fuhren, begrüßten uns die coolen Jungs mit einem Hip-Hop-Tanz. Es entstanden in den letzten Jahren viele Initiativen, wie diese Hip-Hop-Gruppe, die den Kindern und Jugendliche neue Perspektiven weg von Gewalt und Kriminalität bieten. Außerdem gibt es mittlerweile Krankenhäuser, Schulen, wo sogar Englisch unterrichtet wird, Sportplätze und am Wochenende ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm.
„Wo gibt es denn schon eine Rolltreppe wie diese?“ fragte uns der nette Tour Guide mit Stolz, der die Comuna wie seine linke Westentasche kennt.
Wir können diese Tour definitiv empfehlen, es war wirklich eine tolle Erfahrung. Es war schön zu sehen, wie aus einem Ort der Angst, jetzt ein Ort der Hoffnung und Freude geworden ist. Nebenbei ist die Aussicht über Medellin von hier aus genial.
Pablo Escobar Tour
Wir haben lange überlegt diese Tour überhaupt zu machen, denn die Frage ist ob man diesem Mann, der so viel Todesopfer zu verantworten hat hinterherlaufen sollte oder wie man es auch immer nennen soll. Doch wir wollten einfach mehr Hintergründe zu den damaligen Geschehnissen erfahren, darum haben wir uns bewusst für eine Tour über Airbnb entschieden, die sehr positive Bewertungen vorzuweisen hatte. Was für uns überhaupt nicht in Frage kam, sind beispielsweise Paintball Touren und solche Sachen, wo in alten Gebäuden, wo viele Menschen gestorben sind, quasi die Schießereien nachgestellt werden und Pablo von Tour Guides und Besuchern regelrecht angehimmelt wird.…
Wir wurden von unserem Guide direkt am Hotel abgeholt und waren insgesamt 5 Personen inklusive Guide. Die Tour dauerte von 9 bis 13 Uhr, während der vielen Autofahrten zwischen den einzelnen Orten wurden über ein Tablett verschiedene Dokumentationen über Pablo Escobar gezeigt.
Wir legten folgende Stopps ein:
1 - Monaco-Gebäude
Inmitten eines Wohngebietes stand bis vor kurzem noch ein ehemaliges Luxusdomizil Pablo Escobars.
Vor kurzem wurde es jedoch abgerissen, auf dem Gelände soll ein Erinnerungsort für die Opfer des Medellín-Kartells entstehen. Wir blickten auf ein leeres Gelände und lauschten den Erzählungen unseres Guides, bis uns eine Frau wild mit den Händen fuchtelnd und schreiend unterbrach. Sie war wohl überhaupt nicht damit einverstanden, dass der Guide uns Touristen diesen Ort zeigt und überhaupt über Pablo Escobar spricht. Denn ein Großteil der Kolumbianer hat diesen Namen und alles was damit Zusammenhängt aus dem Wortschatz gestrichen und sie wollen diese Zeit hinter sich lassen. Entsprechend konnten wir diese Frau verstehen, andererseits sind wir keine Verehrer oder sonst was von Pablo Escobar, im Gegenteil, aber wir wollten an diesem Tag einfach mehr über die genaue Geschichte kennen lernen. Denn leider gehört dieser Teil zu der Geschichte Kolumbiens, wie auch Hitler ein Teil der deutschen Geschichte ist. Umso mehr wir Menschen darüber erfahren, umso unwahrscheinlicher wird sich dies in Zukunft wiederholen, hoffen wir zumindest.
2 - Gefängnis La Catedral
Das Gefängnis hoch in den Bergen hat Escobar mit all seinem Luxus nach seinen Vorstellungen errichtete und war dort 13 Monate „inhaftiert“. Er hatte dort alles was das Herz begehrt - Basketballplatz, Fußballfeld, Kasino, Billardhalle, Diskothek, wo viele Partys gefeiert wurden, einen künstlichen Wasserfall oder einen Hubschrauberlandeplatz.
Ein Teil davon wie der Heli-Landeplatz und die ehemalige Diskothek konnten wir uns anschauen. In dem Hauptgebäude befindet sich heute ein Altersheim, das circa 50 Menschen beherbergt.
Es ist kaum vorstellbar, was sich hier vor Jahren abgespielt haben muss.
3 – Haus wo Pablo Escobar gefunden wurde
In dem Haus, im Viertel Los Olivos, hatte sich Escobar die letzten sechs Monate versteckt, bevor er durch eine Handyortung schließlich gefunden und umzingelt wurde.
4 - Dach, wo Pablo starb
Auf dem Dach neben seinem letzten Versteck starb der Drogenboss im Dezember 1993 im Alter von 44 Jahren. Er versuchte über das Dach zu fliehen, doch er wurde niedergeschossen. Bis heute ist nicht klar ob er sich selbst hingerichtet hat oder durch die Kugeln des Search Bloc gestorben ist.
5 - Friedhof Jardines de Monte Sacro
Als letztes besuchten wir die Gräber von Pablo Escobar, Gustavo Gaviria, Griselda Blanco, Hernando Gaviria, Mario Galeano und Alvaro de Jesús Agudelo. Es wurde uns erzählt, dass Escobar Grab immer wieder demoliert wird. Wöchentlich wird ein Strauß Rosen für ihn aufs Grab gelegt, von wem ist unbekannt.